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Stichwort Reanimation: Wie Ersthelfer ein Leben gerettet haben

Das NEF auf dem Weg an einen Einsatzort
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Das Notarzteinsatzfahrzeug auf dem Weg zum Notfallort

„Nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand sinkt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Reanimation jede Minute um etwa zehn Prozent“, erklärt Notarzt Jonas Rothbath. Somit legen im Ernstfall nicht etwa Rettungsdienst und Notarzt den Grundstein für das Überleben nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand, sondern es sind Ersthelfer, die meist den wichtigsten Part in der Rettungskette übernehmen. Spätestens 12 Minuten nach Annahme eines Notrufes in der Rettungsleitstelle soll in Schleswig-Holstein medizinische Hilfe am Notfallort eintreffen, so die vereinbarte Hilfsfrist. Zwölf Minuten, die im Ernstfall nicht verschenkt werden dürfen, zwölf Minuten, die nicht selten über Leben und Tod entscheiden.

Plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand

 Es geschah um die Mittagszeit. Während Notarzt Jonas Rothbath und Rettungsassistent Harald Ewers, die an diesem Tag das Flensburger Notarzteinsatzfahrzeug besetzten, gerade bei der Mittagspause waren, betrat in Harrislee ein 73-jähriger Mann die Filiale einer Bäckerei.

Notarzt Jonas Rothbarth neben dem NEF

Notarzt Jonas Rothbarth neben dem NEF

Kurze Zeit später kippte der ältere Herr plötzlich und unvermittelt um, Herz-Kreislauf-Stillstand. Ohne Puls und Atmung lag der Mann auf dem Boden im Verkaufsraum, der zu dieser Zeit recht guten besuchten Bäckerei mit integriertem Café. Sekunden später waren Ersthelfer vor Ort, der Notruf wurde abgesetzt. Auf Anweisung des Disponenten der kooperativen Regionalleitstelle in Harrislee begann eine Frau sofort mit der Reanimation. Zur gleichen Zeit schrillten die Funkmeldeempfänger von Notarzt und Rettungsassistent auf der Wache am Franziskus Hospital. Keine Minute später saßen Rothbath und Ewers auf dem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) und rückten in Richtung Harrislee aus. „Bewusstseinsstörungen bei einem männlichen Patient, Reanimation eingeleitet“, so lauteten die Informationen, die über Funk von der Leitstelle übermittelt wurden und die Dramatik des Einsatzes erahnen ließen. Die Uhr tickte, jede Sekunde, jede Minute zählt in solchen Fällen. Mit Blaulicht und Martinshorn steuerte Harald Ewers das NEF durch den Flensburger Stadtverkehr. Keine fünf Minuten später wurde der Einsatzort erreicht. Aufgeregt liefen sofort Leute aus der Bäckerei und wiesen den Einsatzkräften den Weg.

Minutenlange Reanimation

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Alle notwendigen Medikamente um eine Reanimation zu unterstützen befinden sich auf dem NEF

 Notarzt und Rettungsassistent lösten die erschöpfte Ersthelferin bei der Herzdruckmassage ab und setzten diese nahtlos fort. Eine Minute später traf auch ein Rettungswagen des Rettungsdienstes Promedica am Notfallort ein. Drei Rettungsassistenten und ein Notarzt kämpften fortan um das Leben des Mannes. Hand in Hand und routiniert saß jeder Handgriff, der Mann wurde intubiert, beatmet, und an das EKG angeschlossen,  Zugänge wurden gelegt und Medikamente aufgezogen. Alle zwei Minuten wechselten sich die Einsatzkräfte bei der Herz-Druck-Massage ab, zwischendurch wurde der Mann immer wieder defibrilliert um das Kammerflimmern zu durchbrechen. „Minuten lang eine Herzdruckmassage durchzuführen, ist unglaublich anstrengend“, erklärte Rettungsassistent Harald Ewers, „da ist es wichtig, dass wir uns abwechseln“. Elf Minuten nach dem Eintreffen des Notarztes ein erster Erfolg, das Herz schlug wieder, der Kreislauf war zurück. Leider nicht von langer Dauer, Sekunden später folgte ein erneuter Herz-Kreislauf-Stillstand. Adrenalin und Blutverdünner sollten die Reanimation unterstützen.

„Nur nichts tun ist falsch“

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Der Patient wurde auf dem schnellsten Weg in die Notaufnahme der Diako gebracht

„Wir haben einen Kreislauf“, mit diesen Worten unterbrach Notarzt Rothbath nach weiteren drei Minuten die Reanimation. Nun ging alles ganz schnell. Der 73-jährige wurde auf die Trage umgelagert, die Ausrüstung wurde zusammengepackt und ohne weitere Zeit zu verlieren ging es umgehend in die Notaufnahme der Diako, wo bereits ein Ärzteteam wartete. Nach einer Untersuchung im Herzkatheterlabor wurde der Patient auf die Intensivstation gebracht. Mittlerweile ist der Mann auf dem Weg der Besserung. Ob er das Krankenhaus komplett ohne neurologische Defizite verlassen wird, kann man zwar noch nicht genau sagen, aber eines steht fest, zunächst einmal haben Rettungsdienst und Notarzt, aber vor allem auch die Ersthelfer dem Mann das Leben gerettet. „Da kann man sehen wie wichtig es ist, dass vor Ort jemand anfängt mit der Reanimation“, erzählt Notarzt Rothbarth. „Jede Minute, in der nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand keine Reanimationsmaßnahmen eingeleitet werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit zu überleben dramatisch“.  Die Frau, die an diesem Tag durch Zufall zur gleichen Zeit in der Bäckerei vor Ort war und ohne großes Zögern handelte, hat alles richtig gemacht und mehr als vorbildlich gehandelt. „Wirklich etwas falsch machen kann man in diesen Fällen nicht, nur nichts tun ist falsch“, so Rothbath, „die Rettungsleitstelle gibt bei Bedarf auch telefonisch genaue Instruktionen, wie eine Reanimation abläuft und bleibt bis zu unserem Eintreffen am Telefon.“ Der Appell von Rettungsdienst und Notärzten: Haben Sie keine Scheu in solch dramatischen Fällen zu helfen, mit einfachen Reanimationsmaßnahmen retten Sie im Ernstfall Leben! Denn nichts ist so wertvoll wie ein Menschenleben!

Hierbei handelt es sich um einen Auszug aus einer Reportage über das Flensburger Notarzteinsatzfahrzeug (NEF). Die ganze Reportage lesen Sie im Juni im Flensburg Journal

Unter www.einlebenretten.de finden Sie viele weitere nützliche Informationen zum Thema Reanimation! Dort finden Sie auch eine praktische Kurzanleitung zum Ausdrucken. Legen Sie sich diese Anleitung ins Auto, in die Handtasche oder prägen Sie sich die wenigen wichtigen Schritte ein um im Ernstfall zum Lebensretter zu werden! 

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