Reportage – Im Einsatz mit dem Rettungsdienst Promedica – Teil 1
Flensburg – Wir haben vier Tage lang im Rettungsdienst der Stadt Flensburg hospitiert und die Besatzungen des privaten Rettungsdienstes Promedica bei ihrer Arbeit und ihren Einsätzen begleitet. Was wir dort erlebt haben, erfahrt ihr in den kommenden Tagen hier bei uns. In Teil eins lest ihr, wie der Rettungsdienst in Flensburg organisiert ist, wie die Einsatzkräfte alarmiert werden und wie das tägliche Einsatzspektrum so aussieht. Auch stellen wir euch den privaten Rettungsdienst Promedica mit seiner Wache im Flensburger Osten vor:
Rund 93.000 Einwohner in der Stadt Flensburg und zehntausende im Flensburger Umland gilt es in Notfällen medizinisch zu versorgen. Die Aufgaben der Notfallrettung übernimmt in Flensburg die Stadt mit ihrer Berufsfeuerwehr. Neben feuerwehrtechnischen Aufgaben sind bei der Berufsfeuerwehr an mittlerweile zwei Standorten Rettungswagen stationiert. Für die Notfallrettung stehen aktuell sechs Rettungswagen an der Feuerwache am Munketoft, einer an der Rettungswache West am Quakenweg und zwei an der Rettungswache Ost der Firma Promedica bereit. Zwei weitere Fahrzeuge fahren von der Wache West aus tagsüber Krankentransporte.
Anfang der 90er Jahre stieg in Flensburg der Bedarf im Rettungsdienst. Aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem städtischen Rettungsdienst, übernahm die aus einem Taxiunternehmen entstandene Firma „Flensburger Krankentransporte“ den Betrieb der Rettungswache Ost. Im Jahr 2003 übernahm die Firma Promedica das Unternehmen und somit auch den Standort an der Osterallee. „Derzeit sind wir an der Rettungswache Ost tagsüber mit zwei Fahrzeugen und nachts mit einem in den Rettungsdienst der Stadt Flensburg eingebunden“, erklärt der Wachleiter Max Ziepel (39).
Im Ernstfall mit Blaulicht und Martinshorn
Die neun Rettungswagen, die tagsüber im Dienst sind (nachts sind es weniger), sind in erster Linie für medizinische Notfälle aller Art zuständig, führen aber auch Krankentransporte oder Verlegungen von Klinik zu Klinik durch. Alarmiert werden die Einsatzkräfte von den Disponenten in der Rettungsleitstelle Nord in Harrislee. Notrufe, die dort über die 112 eingehen, werden an das nächste freie Fahrzeug weitergeleitet. Über Funkmeldeempfänger, die die Mitarbeiter des Rettungsdienstes während ihrer Dienstzeit stets bei sich zu führen haben, erhalten sie die Informationen zu den jeweiligen Einsätzen. In wenigen Worten stehen dort Einsatzort und ein paar Stichworte zur Art des Einsatzes. Auch lassen sich dort Informationen zur Anfahrt ablesen, ob die Einsatzkräfte unter Nutzung von Blaulicht und Martinshorn oder ohne ausrücken. Nicht jeder Notfall ist gleich und nicht bei jedem Notfall geht es um Minuten. Die Entscheidung ob ein Rettungswagen mit Sonderrechten ausrückt oder eben nicht, obliegt bei der Anfahrt der Entscheidung des Disponenten in der Leitstelle, dieser muss anhand der Informationen, die ihm der Notrufteilnehmer mitteilt, eine Entscheidung treffen. Auf der Fahrt vom Einsatzort zum Krankenhaus entscheidet die Besatzung des jeweiligen RTW, ob es zeitkritisch ist oder nicht.
Im Rettungsdienst der Stadt Flensburg und auch bei Promedica kommt ausschließlich ausgebildetes Fachpersonal zum Einsatz. Zwei Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter bilden in der Regel die Besatzung eines Rettungswagens. Bei schwerwiegenden Erkrankung und wenn Medikamente verabreicht werden müssen, für die das Rettungsdienstpersonal keine Kompetenzen hat, dann wird zusätzlich zum Rettungswagen noch ein Notarzt mit an den Einsatzort geschickt. Im Einsatzbereich der Leitstelle Nord sind in Flensburg, Kappeln, Schleswig, Niebüll, Tönning und Husum Notärzte stationiert. Zusätzlich sind die beiden Rettungshubschrauber Christoph Europa 5 in Niebüll und Christoph 42 aus Rendsburg als Notarztzubringer disponierbar.
24 Stunden im Einsatz
Die Aufgaben und Einsätze, die die Mitarbeiter der Rettungsdienste im täglichen Dienst erwartet, sind vielfältig. Mittlerweile stellen aber auch Krankentransporte einen Großteil der Arbeit dar. Verlegungen von Klinik zu Klinik, Behandlungsfahrten aus Pflegeheimen oder von zu Hause in Krankenhäuser oder Dialysezentren wechseln sich während einer Schicht mit Notfalleinsätzen unterschiedlicher Arten ab. Wenn bettlägerige oder gehbehinderte Patienten zu Ärzten oder in Klinken müssen, dann übernehmen die Rettungsdienste heutzutage quasi eine Art Taxidienst. Bezahlt werden diese von Ärzten angeordneten Transporte von den Krankenkassen. Um eine Entlastung der Mitarbeiter im Rettungsdienst und das „Blockieren“ von Einsatzfahrzeugen für richtige Notfälle zu reduzieren, werden mittlerweile sogenannte KTW (Krankentransportwagen) eingesetzt, die ausschließlich Krankentransporte und Behandlungsfahrten durchführen. Eigens dafür wurden Fahrzeuge angeschafft, die nicht über die umfangreiche Ausrüstung für die Notfallversorgung verfügen, sondern eine reduzierte und auf Krankentransporte zugeschnittene Beladung vorweisen.
An der Rettungswache Ost in der Osterallee ist einer der beiden Rettungswagen von 7.30 – 7.30 Uhr im 24 Stunden Dienst unterwegs, ein zweiter tagsüber von 7.00 – 19.00 Uhr. „Aktuell verrichten hier bei uns achtzehn Mitarbeiter und acht Aushilfen ihren Dienst“, so Max Ziepel, „zwei Auszubildende haben bei uns ihre Ausbildung zum Notfallsanitäter begonnen.“ Die Osterallee direkt an der Nordstraße wurde nicht ohne Grund als Standort für eine weitere Rettungswache gewählt. „Vor der Inbetriebnahme der Rettungswache im Osten der Stadt wurde festgestellt, dass die östlichen Randgebiete der Stadt zeitweise unterversorgt sind“, berichtet Max Ziepel, „unser primäres Einsatzgebiet umfasst derzeit den Osten der Stadt Flensburg und reicht von dort über Glücksburg, Holnis bis nach in Langballig. Der nächte Rettungswachenstandort befindet sich in Steinbergkirche.“
Ganze Bandbreite an Einsätzen
Neben den östlichen Bereichen der Stadt fahren die Einsatzkräfte bei Bedarf aber auch in allen anderen Bereichen der Stadt und dem Umland von Flensburg Einsätze. Während ihrer Schicht sind die Rettungswagen nicht ständig am Standort in der Osterallee zu finden. So kommt es vor, dass die Besatzungen auf den Rückfahrten von Einsätzen oder an den Krankenhäusern direkt zum nächsten Einsatz disponiert werden. Denn neben der Verfügbarkeit der Rettungswagen, spielt auch deren Standort immer eine wichtige Rolle. So kann ein Rettungswagen der Firma Promedica, der gerade an der Notaufnahme der Diako einen Patienten eingeliefert hat und sich wieder freigemeldet hat, schneller in Harrislee sein, als ein Rettungswagen von der Feuerwache am Munketoft oder von der Rettungswache West. Bei Notfällen geht es oft um Minuten und da erhält das nächstgelegene, freie Rettungsmittel den Einsatz zugeteilt.
„Unser Einsatzspektrum ist sehr breit gefächert“, erklärt Max Ziepel, „wir erleben hier die ganze Bandbreite an Notfalleinsätzen, das können leicht verletzte Personen nach Stürzen sein, Herzerkrankungen, Schlaganfälle, schwere Verkehrsunfälle, Unfälle im Bahnverkehr, Suzide oder auch Schussverletzungen sein.“ Es gibt Einsätze, die sind für die Rettungsassistenten und Notfallsanitäter sehr belastend. In Flensburg gibt es eine eigene Gruppe, die aus Mitarbeitern der Feuerwehr und des Rettungsdienstes Promedica besteht, die nach belastenden Einsätzen unterstützend tätig wird. „Es gibt Einsätze, auf die uns keine Ausbildung und keine Schule vorbereiten kann“, so Ziepel, „Einsätze mit Toten, schwersten Verletzungen, mit schwer- oder tödlich verletzten Kindern oder Bahnsuizide gehen nicht selten an die Grenzen der Belastbarkeit.“
In Teil zwei unserer Rettungsdienst-Reportage geht es um einen typischen Einsatztag auf einem Rettungswagen von Promedica. Von 7-19 Uhr haben wir eine Besatzung begleitet und waren bei allen Einsätzen hautnah dabei. Dieser Teil mit vielen interessanten Bildern findet ihr hier bei uns am Freitagabend!