Reportage: Der OstseeMan 2015 aus Sicht des Rettungsdienstes
Wenn 1500 Athleten und rund 15.000 Besucher bei einem der größten Sportevents der Region aufeinandertreffen, dann steckt hinter einem reibungslosen Ablauf viel Logistik und Organisation. Ein wichtiger Bestandteil für die Durchführung eines Triathlons dieser Größenordnung ist auch die Gewährleistung der medizinischen Versorgung in kleineren und größeren Notfällen. Im Jahr 2015 hat erstmals die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. in Vertretung des Ortsverbandes Schleswig-Flensburg die medizinische Einsatzleitung des OstseeMan übernommen. „Vor über einem halben Jahr begann unsere Planung für diese Großveranstaltung“, berichtet der Einsatzleiter der Johanniter, Norbert Buhr, „wir sind den gesamten Tag über mit rund 50 Sanitätskräften vor Ort in Glücksburg und auf den Strecken präsent gewesen.“
Unterschiedliche Fahrzeuge im Einsatz
Wenn Menschen Distanzen von 3,8 km Schwimmen, 180 Km Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen, an einem Stück oder aufgeteilt in einer Staffel absolvieren, dann ist die Belastung für den menschlichen Körper hoch. Das Risiko von Kreislaufproblemen, Dehydration oder Stürzen steigt an und für den Ernstfall muss vorgesorgt sein. 600 Einzelstarter und 300 Staffeln gingen an den Start. Besonders für die Absicherung der Radstrecke ist es in und um Glücksburg jedes Jahr wieder erforderlich das Straßen voll gesperrt werden müssen oder nur noch in eine Richtung befahrbar sind. Diese Sperrungen und Einbahnstraßenregelungen gelten dann nicht nur für die Verkehrsteilnehmer die im Gebiet unterwegs sind, sondern auch für Einsatzkräfte von Rettungsdienst und Feuerwehr und das auch im Notfall, trotz Blaulicht und Martinshorn. „Um dennoch zügig an allen Punkten der Strecke zu sein bedarf es einer guten Organisation“, so Norbert Buhr, „für die medizinische Versorgung in der Wechselzone und auf den Strecken haben wir eine Unfallhilfsstelle mit Behandlungsplätzen und zwei Intensivplätzen, sowie der Einsatzleitung nahe des Start- und Zielbereiches errichtet und Rettungs- bzw. Krankentransportwagen, sowie Sanitätskräfte an strategisch wichtigen Punkten an der Strecke postiert.“ In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Marinesanitätszentrum in Flensburg standen der Einsatzleitung 50 Sanitätskräfte zur Verfügung. Diese haben drei Rettungswagen, sechs Krankentransportwagen, ein Notarzteinsatzfahrzeug und drei Motorräder besetzt und waren während der kompletten Veranstaltung einsatzbereit. Zusätzlich zu den Fahrzeugen haben die Sanitätskräfte auch zu Fuß wichtige Teile des Veranstaltungsgeländes besetzt und standen auf Abruf für Notfälle bereit.
Verkehrsbehinderungen treffen auch den Rettungsdienst
„Ein wichtiger Baustein der medizinischen Versorgung während des OstseeMan ist für uns auch die eingesetzte Motorradstaffel. Mit den Maschinen können wir die komplette Radstrecke befahren, auch die Straßen und Wege nutzen, die für den Fahrzeugverkehr gesperrt sind, die schnellen und wendigen Maschinen nehmen deutlich weniger Platz weg, als ein großer Rettungswagen und behindern die Radfahrer nahezu kaum“, so Buhr, „ausgestattet sind die Motorräder mit nahezu allem wichtigen Gerät und Material für eine umfangreiche Erstversorgung am Unfallort:“
Die eingesetzten Rettungswagen, Krankentransportwagen und insgesamt fünf Notärzte standen während des Triathlons im Veranstaltungsgebiet nicht nur für Notfälle zur Verfügung, die unmittelbar aus dem Event heraus entstanden sind, sondern konnten von der Leitstelle Nord in Harrislee auch für andere Notfälle disponiert werden. „Durch die Streckensperrungen und erheblichen Verkehrsbehinderungen zwischen Glücksburg, Langballig und Bockholm würden die Rettungswagen, die normalerweise diese Gebiete abdecken die gesetzlichen Hilfsfristen nicht unbedingt immer einhalten können“, erklärt Norbert Buhr den Sachverhalt, „somit kann die Leitstelle Nord während des OstseeMan die Einsatzkräfte von uns zu externen Einsätzen schicken, so dass eine ausreichende Erstversorgung gewährleistet werden kann.“ Über die technische Einsatzleitung (TEL) vor Ort, unmittelbar am Veranstaltungsgelände, gab es einen „direkten Draht“ zur Leitstelle Nord in Harrislee, Notrufe aus dem Veranstaltungsbereich des OstseeMan, die in Harrislee über 112 eingingen, konnten direkt an die Einsatzleitung vor Ort weitergeleitet werden. Organisatoren und Helfer des OstseeMan hatten zusätzlich zur Möglichkeit über den Notruf 112 im Ernstfall Hilfe anzufordern eine eigens eingerichtete Nummer für eine Hotline erhalten, über diese sie die Technische Einsatzleitung vor Ort ohne Umwege direkt erreichen konnten. Und Einsätze gab es, besonders während des Radrennens kam es zu Stürzen von Teilnehmern, die in Folge dessen medizinische Hilfe benötigten. Auch Kreislaufzusammenbrüche forderten Rettungskräfte und Notärzte. Mit Blaulicht und Martinshorn rückten die Einsatzkräfte der Johanniter mit Rettungswagen, Notarzteinsatzfahrzeug oder Motorrädern zu den Unfallorten aus, mit viel Fingerspitzengefühl bahnten sich die Retter ihren Weg durch das Teilnehmerfeld und entlang der teilgesperrten Straßen. Durch die detaillierte Planung und strategische kluge Disponierung und Stationierung der Kräfte, konnten alle Unfall- und Einsatzstellen zügig erreicht werden und allen Patienten schnellstmöglich eine ausreichende und kompetente Versorgung geboten werden. Nach einer Erstversorgung am Unfallort wurden die Teilnehmer im Regelfall zur Unfallhilfsstelle gebracht, von der es in schwerwiegenderen Fällen dann weiter in die zentrale Notaufnahme der Diako nach Flensburg ging. Doch nicht nur auf der Strecke waren in einigen Fällen die Sanitäter, Rettungsassistenten und Notärzte gefragt. Im Zieleinlauf und der Wechselzone, wo die Sportler ihren Wettkampf beendet haben, gab es auch medizinische Notfälle kleinerer Art. Während der Athlet beim Einlauf ins Ziel noch voller Adrenalin ist, so resigniert der Körper wenige Minuten später und der Kreislauf gibt bei einigen Teilnehmern nach. Am Behandlungsplatz standen ausreichend Infusionen zur Verfügung, Sanitäter und Ärzte brachten den Kreislauf wieder in Schwung.
Weniger Einsätze als in den Vorjahren
Mit dem Lauf des letzten Teilnehmers durch das Ziel und dem anschließenden Feuerwerk endete auch für das ehrenamtliche, medizinische Personal der OstseeMan 2015. Insgesamt waren die Sanitätskräfte der Johanniter und der unterstützenden Hilfsorganisationen am Veranstaltungstag 51 Mal gefordert. Unter den Einsätzen waren elf Notfalleinsätze, zu denen die Rettungswagen, Motorräder und Notärzte ausrücken mussten, drei Patienten mussten nach der Erstversorgung in die Notaufnahme der Diako nach Flensburg gebracht werden. Einsatzleiter Norbert Buhr zog am Ende ein positives Fazit: „Wir haben im Vorfeld mit mehr Einsätzen gerechnet, sind somit froh, dass weniger passiert ist und es nahezu allen Sportler und Zuschauern gut geht.“ Ernsthafte Verletzungen gab es in diesem Jahr keine, drei Teilnehmer wurden für eine weitergehende Versorgung in die Diako gebracht. „Das Wetter war nahezu ideal, wäre es noch wärmer gewesen, dann hätten wir sicherlich mehr Patienten mit Kreislaufproblemen oder Dehydration gehabt, wenn es den Tag über geregnet hätte, dann hätten tendenziell die Stürze auf der Radstrecke zugenommen“, so Buhr.