Ratgeber Notfallmedizin: Der Schlaganfall
Der Schlaganfall ist nach Krebs- und Herzerkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Knapp 270.000 Schlaganfälle ereignen sich jedes Jahr in Deutschland, in fast 200.000 Fällen sind dies erstmalige Schlaganfälle. Rund 20Prozent der Patienten sterben innerhalb von vier Wochen nach einem Schlaganfall, über 35 % innerhalb eines Jahres. Gut eine Million Bundesbürger leiden an den Folgen von Schlaganfällen. In diesem Beitrag haben wir für Sie einmal zusammengefasst, welche Symptome auf einen Schlaganfall schließen lassen und warum beim Auftreten erster Anzeichen umgehend der Notruf 112 gewählt werden soll. Dr. Holger Löning, Facharzt für Anästhesie und der ärztliche Leiter Rettungsdienst der Stadt Flensburg, kennt dieses Krankheitsbild genau, immer wieder wird er auch im Rahmen seiner Tätigkeit als Notarzt mit dem Thema Schlaganfall konfrontiert.
„Unter einem Schlaganfall, auch Apoplex genannt, versteht man die Verstopfung einer Arterie, die das Gehirn versorgt. Dadurch kommt es zu einer Unterversorgung des betroffenen Teils des Gehirns“, erklärt Löning. Man unterscheidet in der Medizin heute zwischen einem Hirninfarkt, der wie genannt durch eine Mangeldurchblutung des Gehirns hervorgerufen wird oder einer Hirnblutung, wenn die Ursache der Austritt von Blut in das Hirngewebe ist.
„Ein Schlaganfall kommt aus heiterem Himmel, daher auch der Name. Sobald man erste Symptome feststellt, sollte umgehend und ohne Zeitverlust der Notruf 112 gewählt werden“, so Löning.
Symptome eines Schlaganfalls:
- Sehstörungen
Störungen des räumlichen Sehens, Doppelbilder - Sprach- und/oder Sprachverständnisstörungen
stockende, abgehackte Sprache, verdrehen von Silben, verwenden von falschen Buchstaben, verwaschene oder lallende Sprache, in einigen Fällen kann der Patient gar nicht mehr sprechen – durch die Fehlfunktion des Gehirns kann es auch passieren, dass der Patient nicht mehr oder nicht mehr richtig versteht, was man ihm sagt - Lähmungen, Taubheitsgefühl
eine Körperseite betroffen, gestörtes Berührungsempfinden, pelziges Gefühl auf einer Körperseite, Gesicht, Arm und Hand am stärksten betroffen, herunterhängende Mundwinkel, Person ist nicht mehr in der Lage zu lächeln - Schwindel mit Gangunsicherheit
Drehschwindel (wie Karussell fahren), Schwankschwindel (Seegang), Störungen des Gleichgewichtes - sehr starker Kopfschmerz
bislang nicht bekannter heftiger Kopfschmerz, kann mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein
„Wenn die Symptome auf einen Schlaganfall hindeuten, dann ist es wichtig, dass Sie umgehend den Notruf 112 wählen, warten Sie nicht ob Symptome wieder abklingen und schon gar nicht bis zum nächsten morgen. Ein Schlaganfall ist immer lebensbedrohlich und muss schnellstmöglich behandelt werden“, rät Dr. Holger Löning. Die genannten Symptome müssen dabei nicht alle gemeinsam auftreten, nicht selten treten nur einige der Symptome gleichzeitig auf. Äußern Sie bei einem Notruf den „Verdacht auf Schlaganfall“ und berichten Sie von den auftretenden Symptomen. „Man sollte innerhalb einer Stunde nach Auftreten der ersten Symptome in einer Klinik sein und das mit dem Rettungsdienst und nicht unbedingt mit dem eigenen PKW“, so Holger Löning, „je länger man wartet um so schlimmer werden die Ausfälle und das kann bis hin zum Tod führen oder eine große Pflegebedürftigkeit mit sich führen.“
Im Krankenhaus ist es dank moderner Medizin möglich Schlaganfälle zu erkennen und zu behandeln. Viele Krankenhäuser verfügen über sogenannte Stroke Units, in denen Schlaganfallpatienten genauestens überwacht und behandelt werden.
Eine gute Möglichkeit auch für Laien die Symptome besser deuten zu können ist der sogenannte F-A-S-T Test, der auch im Rettungsdienst Anwendung findet.
Mithilfe dieser Parameter können Sie meist innerhalb weniger Sekunden feststellen, ob es sich um einen Schlaganfall handeln könnte:
- Face: Bitten Sie die Person zu lächeln.
Ist das Gesicht einseitig verzogen? Das deutet auf eine Halbseitenlähmung hin. - Arms: Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen.
Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, sinken oder drehen sich. - Speech: Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen.
Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor. - Time: Wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.
Weitere Informationen erhalten Sie auch auf der Website der Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe: http://www.schlaganfall-hilfe.de