Gefahren am Bahnübergang – Schulklassen bekommen „Nachhilfe“
Eigentlich weiß jedes Kind in Deutschland, wie es ich an einem Bahnübergang zu verhalten hat. Eigentlich weiß jeder Erwachsene, wie er sich an einem Bahnübergang zu verhalten hat. Dennoch gibt es Jahr für Jahr hunderte Unfälle und Zwischenfälle an Bahnübergängen. Das Wort „eigentlich“ hat hier leider eine zu große Bedeutung. Denn trotz des Wissens, was zu beachten ist, missachten immer wieder Erwachsene und auch Kinder die Vorschriften. Dabei unterschätzen viele die Gefahren, die an einem Bahnübergang lauern. Wird die Ampel gerade rot nutzen nicht selten Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger noch schnell die Situation um auf die andere Seite zu gelangen. Und auch wenn die Lichtzeichenanlagen schon länger auf rot stehen und Schranken heruntergeklappt sind, selbst dann kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Ein Zug kann im Ernstfall nicht mal eben bremsen und rechtzeitig zum Stehen kommen, satte 1000 Meter Bremsweg hat ein Zug aus voller Fahrt. Jeder vierte Unfall an Bahnübergängen endet tödlich, in den meisten Fällen ist Unachtsamkeit oder Leichtsinn Unfallursache. Herrannahende Züge sind für Passanten auf den Gleisen erst sehr spät zu sehen und zu hören, es bleibt im Ernstfall kaum Zeit zu reagieren.
Am Mittwoch führte die Deutsche Bahn gemeinsam mit der Bundespolizei eine Präventionsveranstaltung für Schulklassen durch. „Sicherheit an Bahnübergangen“ das Motto. Beamte der Bundespolizeiinspektion Flensburg und Mitarbeiter der Deutschen Bahn waren vor Ort um rund 250 Schülerinnen und Schüler auf die Gefahren an Bahnübergängen hinzuweisen und über Fehlverhalten aufzuklären. Anders als Präventionsveranstaltungen direkt in den Schulklassen, konnten die Schüler am Mittwoch am Bahnübergang in direkter Nähe zu ihrer Schule „richtiges Verhalten“ an Bahnübergängen auffrischen. Extra für diesen Anlass hatten Bundespolizei und Deutsche Bahn ein original Unfallauto organisiert und am Banhübergang in Neumünster platziert. Bei dem Unfall kam eine 86-jährige Frau in Niedersachsen auf den Bahngleisen zum stehen als ein Zug heraneilte. Passanten zogen die Frau gerade rechtzeitig aus dem Wagen, ehe dieser von der Bahn erfasst und nahezu vollständig zerstört wurde.
Direkt an der vielbefahrenen Bahnstrecke in Neumünster, wo im 10 Minuten Takt Züge mit einer Geschwindigkeit von 120 bis 160km/h durchfahren, erklärten die Beamten den Schülern, was zu beachten ist. „Seid Vorbilder für kleine Kinder und verhaltet euch richtig“, so die Bitte der Bundespolizisten. Springt die Ampel an einem Bahnübergang auf rot, so darf man diesen unter keinen Umständen mehr betreten. Befindet man sich zu dem Zeitpunkt gerade auf dem Weg auf die andere Seite, so soll man nicht umkehren, sondern seinen Weg fortsetzen. Auf Bahnübergängen niemals rennen, die Gefahr eines Sturzes ist groß. Mit dem Auto immer dafür sorgen, dass man in einem Rutsch über den Bahnübergang hinüber kommt, erkennt man einen Stau auf der anderen Seite, so hat man an der Haltelinie zu warten, bis eine sicherer Überquerung möglich ist.
Anhand dutzender Bildbeispiele und Zeitungsausschnitten zeigten die Beamten den Schülern Unfälle aus den vergangenen Jahren. Anhand des bereitgestellten Unfallautos konnten die Jungen und Mädchen sehen, welche zerstörerische Kraft ein Zug bei einer Kollission hat und wie gering die Überlebenschancen für Menschen sind.
In den letzten Monaten machten immer wieder Meldungen der Bundespolizei die Runde, wo PKW-Fahrer beim Umfahren von Halbschranken erwischt wurden oder Fußgänger beim Überqueren trotz roter Ampel angehalten worden sind. Dieses Fehlverhalten ist nicht nur lebensgefährlich, sondern auch teuer. Mehrere hundert Euro Strafe und Punkte in Flensburg kommen schnell zusammen. Richtig teuer kann es werden, wenn ein Zug deswegen eine Schnellbremsung einleiten muss. Die Bundespolizei und die Deutsche Bahn sind mit dieser Aufklärungsaktion sehr zufrieden und hoffen dass damit mehr Verkehrsteilnehmern ihr Verhalten am Bahnübergang überdenken. „Jeder Unfall am Bahnübergang ist einer zu viel“. Und Fakt ist auch, dass der Großteil der Unfälle absolut vermeidbar ist. Sein Leben zu riskieren um vielleicht ein paar Sekunden schneller am Ziel zu sein ist nicht nur fahrlässig, sondern auch dumm.