Freiwillige Feuerwehr Harrislee stellt Drehleiter in Dienst
Im November vergangenen Jahres war es soweit. Eine kleine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr Harrislee reiste gen Süden in das Werk der Firma Magirus nach Ulm. Zweck der Fahrt: Die Abholung der Drehleiter für die Harrisleer Feuerwehr. „Begonnen hat das Projekt Drehleiter im Jahr 2017“, erinnert sich Gemeindewehrführer Tim Borchardt, „die Bauaufsichtsbehörde stellte damals fest, dass es an diversen Objekten im Gemeindegebiet Defizite bezüglich eines zweiten baulichen Rettungsweges gibt.“ Es folgten Gespräche zwischen Eigentümern, Gemeinde und dem Kreis Schleswig-Flensburg. Am Ende der Gespräche fiel die Entscheidung zugunsten der Anschaffung einer Drehleiter für die Freiwillige Feuerwehr Harrislee. Bisher rückte bei Bedarf die Drehleiter der benachbarten Berufsfeuerwehr aus Flensburg in die knapp 12.000 Einwohner starke Gemeinde Harrislee aus. Da ein Erreichen der meisten Objekte in Harrislee, bei denen eine Alarmierung der Drehleiter künftig vorgesehen ist, nicht innerhalb der Hilfsfrist von 10 Minuten durch die Drehleiter der Flensburger Berufsfeuerwehr möglich ist und auch eine regelmäßige Alarmierung ins benachbarte Kreisgebiet nicht vorgesehen ist, wurde der Bau einer Drehleiter für die Gemeinde Harrislee Anfang 2019 ausgeschrieben.
„Bereits im Herbst 2019 fand die Auftragsbesprechung in Ulm statt“, berichtet Borchardt, „knapp ein Jahr später erfolgte die Rohbauabnahme und im November 2020 haben wir unser neues Fahrzeug abgeholt.“ Auch das Gerätehaus der Harrisleer Feuerwehr im Grönfahrtweg musste erweitert werden um das neue, zusätzliche Fahrzeug adäquat unterbringen zu können. Die baulichen Maßnahmen und der Anbau eines zusätzlichen Stellplatzes wurden Ende 2020 abgeschlossen.
„Mit der neuen Drehleiter kann rein theoretisch das 10. Obergeschoss eines Hochhauses erreicht werden“, erklärt Kay Andersen, Fachwart Drehleiter der Gemeindefeuerwehr Harrislee die Vorzüge des neuen Fahrzeuges, „dies ist aber von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Für die Sicherstellung des zweiten Rettungsweges nach Baurecht muss die Leiter eine Höhe von 23 Meter (entspricht dem 7. Obergeschoss) erreichen und dies bei einer Ausladung (Abstand der Standfläche des Fahrzeuges zum Gebäude) von 11 Meter.“ Diese Mindestanforderung übertrifft die Drehleiter vom Typ Magirus M32-L (DLA(K) 23/12) um einige Meter.
Von einem Plus an Sicherheit für die Bürger der Gemeinde Harrislee spricht Gemeindewehrführer Borchardt: „Gerade bei Brandeinsätzen und Personenrettungen können wir mit Indienststellung des neuen Fahrzeuges noch flexibler agieren und gehen davon aus, dass die Leiter auch überörtlich im Kreisgebiet angefordert wird.“
Neben dem finanziellen Aufwand, die Drehleiter schlägt mit rund 650.000 Euro zu Buche, standen die Kameraden der Harrisleer Feuerwehr auch vor personellen Herausforderungen. Der sichere Betrieb einer Drehleiter im Ernstfall ist keinesfalls mit dem Umgang von Löschfahrzeugen zu vergleichen. Drehleitermaschinisten benötigen zusätzlich entsprechende Schulungen und Trainingsstunden, Handgriffe und Abläufe müssen trainiert werden um auch im Einsatz die richtigen Entscheidungen zu treffen und den sicheren Betrieb zu gewährleisten. Auch muss eine freiwillige Feuerwehr wie die in Harrislee die Tagesverfügbarkeit der Ehrenamtler im Blick haben. Kameraden an der Drehleiter auszubilden macht nur Sinn, wenn von diesen auch ausreichend im Ernstfall verfügbar sind.
„Aufgrund der Corona-Beschränkungen war es uns nicht möglich mit einer größeren Gruppe ins Herstellerwerk zu fahren um die bei Abholung übliche Ersteinweisung zu bekommen“, berichtet Kay Andersen, „wir haben aber das große Glück, dass wir unter unseren ehrenamtlichen Kameraden bereits drei Drehleitermaschinisten zählen, die berufsbedingt bereits über die Befähigung zur Bedienung einer Drehleiter verfügen.“ Um ausreichend Maschinisten für Einsätze mit der neuen Drehleiter zur Verfügung zu haben, wurde bereits im vergangenen Jahr mit der Schulung und Ausbildung von 14 Kameraden der freiwilligen Feuerwehr Harrislee begonnen. Die Bereitschaft innerhalb der Wehr sich zu Drehleitermaschinisten weiterzubilden war von Anfang an groß.
„E wurde ein Multiplikatorenteam gebildet, dessen Aufgabe darin bestand, sich gegenseitig weiter mit der Drehleiterarbeit vertraut zu machen und im nächsten Schritt weitere Bediener im sogenannten „Buddy-Prinzip“ zu schulen“, berichtet Andersen, „Diese Zweier-Gruppen sind ebenfalls der besonderen Ausbildungssituation während der Corona-Pandemie geschuldet.“
Um nicht nur in der Theorie und an festen Punkten auf dem Gelände der Landesfeuerwehrschule in Harrislee zu üben wurden alle Objekte im Gemeindegebiet, an denen ein Einsatz der Drehleiter denkbar oder sogar notwendig ist, erkundet und katalogisiert. „Aus der Liste der über 30 Objekte wurden schließlich 6 für die Ausbildung ausgewählt“, erklärt Andersen, „mit den Verfügungsberechtigten dieser Objekt wurde vereinbart, das während der geplanten Ausbildung über mehrere Wochen, regelmäßig „Hausbesuche“ mit der Drehleiter stattfinden, was allerdings aufgrund des Zugewinns an Sicherheit für die Bewohnen bzw. Hausbesitzer ein durchaus positives Echo hervorgerufen hat. Ziel dieses ersten Drehleitermaschinisten-Lehrganges ist es, eine ausreichende Anzahl von Befähigten für die Arbeit mit der Drehleiter auszubilden und damit insbesondere die Tagverfügbarkeit sicher zu stellen.“ Auch im Anschluss an diese Grundausbildung soll es im kommenden Jahr Ausbildungen und Lehrgänge geben.
Anfang April soll das 10 Meter lange, 2,50 Meter breite und 3,30 Meter hohe Fahrzeug in den Einsatzdienst übernommen werden. Das 300 PS starke Fahrzeug mit einer zulässigen Gesamtmasse von fast 16 Tonnen verfügt über eine umfangreiche Ausstattung und Beladung für Menschenrettung und Brandbekämpfung. Ein am Drehleiterkorb montierbarer Wasser-Schaumwerfer kann bis zu 2500 Liter Wasser pro Minute abgeben. Am Drehleiterkorb lässt sich eine Trage befestigen um Patienten beispielsweise schonend aus höher gelegenen Stockwerken retten zu können. Um ein plus an Sicherheit für die eingesetzten Kräfte der Feuerwehr zu bieten, verfügt die Leiter über eine umfangreiche LED Beleuchtung über äußerst leistungsstarke Arbeitsscheinwerfer unterhalb des Leiteraufrichtrahmens, am Leiterpark selbst und am Rettungskorb.
Auch Harrislees Bürgermeister Martin Ellermann zeigt sich erfreut über die Neubeschaffung: „Die rasche Verfügbarkeit des neuen Fahrzeuges im Fall der Fälle erhöht nochmals die Sicherheit der Einwohnerinnen und Einwohner in Harrislee. Ohne die ehrenamtliche Einsatzbereitschaft der technisch versierten Feuerwehrkameradinnen und- kameraden nutzt allerdings die modernste Ausstattung nichts. Ihnen danke ich deshalb sehr.“
Eine offizielle Übergabe konnte aufgrund des derzeitigen Pandemiegeschehens bisher nicht erfolgen, ist aber für einen späteren Zeitpunkt geplant.