Feuerwehr Glücksburg – retten-löschen-bergen-schützen an der Flensburger Förde
28. September 2016 – Glücksburg: In dieser Rubrik möchten wir Euch ab sofort Freiwillige Feuerwehren und Verbände von Hilfsorganisationen aus den Kreisen Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und der Stadt Flensburg vorstellen. Wir möchten Euch die Besonderheiten der einzelnen Wehren oder Hilfsorganisationen zeigen, Euch mit auf einen Rundgang durch die Räumlichkeiten nehmen und den Fuhrpark genauer unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht die Freiwillige Feuerwehr Glücksburg (Ostsee).
Glücksburg, angepriesen als Strandmekka, Naturidyll und Wassersportparadies, liegt direkt an der Flensburger Förde in unmittelbarer Nähe zur Stadt Flensburg. Die nördlichste Stadt Deutschlands hat eine Fläche von rund 40 km2 und zusammen mit den Ortsteilen leben in Glücksburg rund 6000 Menschen. Hinzu kommen jedes Jahr rund 250.000 Touristen (Angabe aus 2005), die Urlaub an der Flensburger Förde machen. Von der Fläche her ist die Stadt Glücksburg nicht viel kleiner als die rund 90.000 Einwohner reiche Stadt Flensburg.
Zu Wasser und zu Land im Einsatz
Viel Fläche, viel Wasser und viele Touristen, für die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Glücksburg birgt ihr Gebiet einige Herausforderungen und Besonderheiten. Wir haben uns mit Robert Renk (Gemeindewehrführer), Bastian Meyer (Ortswehrführer Glücksburg), Frank Makolla (Wehrführer Bockholm), Jörg Schönamsgruber (stellvertretender Ortswehrführer Glücksburg) und Dirk Bremer (stellvertretender Ortswehrführer Bockholm) getroffen und über ihre Wehren unterhalten.
Die topographische Lage haben wir bereits angesprochen, Glücksburg und besonders die Halbinsel Holnis ist umgeben von Wasser. Feuerwehrtechnisch müssen die Kameraden somit auch für alle Eventualitäten auf und am Wasser gerüstet sein. Glücksburg ist eine sogenannte TH-Wehr, Technische Hilfeleistung beispielsweise bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen können Mensch und Material bewältigen. Technische Hilfe, Personen- und Tierrettung auf dem Wasser ebenfalls, Boote und Schutzausrüstung für die Einsatzkräfte stehen zur Verfügung und sind wie die Löschfahrzeuge auch binnen weniger Minuten ausgerückt. Altenheime, Seniorenwohnanlagen, die Parkklinik, mehrere Hotels und größere Apartmentwohnanlagen gehören ebenfalls zum Straßen- und Stadtbild von Glücksburg und somit auch zum Einsatzbereich der Freiwilligen Feuerwehr.
Schwere Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen, kleinere und größere Brände, vermisste Personen, ausgelöste Brandmeldeanlagen oder Rauchwarnmelder, technische Hilfeleistung nach Unwettern oder Menschen in Seenot, dies sind nur einige Einsätze, mit denen es die Kameraden in Glücksburg und Bockholm in den letzten Monaten zu tun bekommen haben.
Auf der Suche nach neuen Mitgliedern
Derzeit stehen in Glücksburg 57 aktive Mitglieder für Einsätze aller Art zur Verfügung, in Bockholm sind es 19 aktive Mitglieder. Zufrieden sind beide Wehren mit der Zahl der aktiven Kameraden und Kameradinnen nicht. „In Glücksburg, wie auch in Bockholm ist noch Luft nach oben und wir freuen uns über interessierte Männer und Frauen, die sich in der Feuerwehr engagieren wollen“, so Gemeindewehrführer Robert Renk. Glücksburgs Ortswehrführer Bastian Meyer weiß um die Schwierigkeiten der Stadt und den oft fehlenden Bezug der Bewohner zu ihrer Ortsfeuerwehr. „Die Anonymität in Glücksburg ist höher als anderorts, was zu Problemen bei der Mitgliedergewinnung führt“, so Meyer, „in einer Stadt wie Glücksburg suchen viele Menschen Ruhe und etwas Abgeschiedenheit und nicht unbedingt das große Engagement in den kommunalen Strukturen und somit auch nicht in der Feuerwehr.“ Auch das Durchschnittsalter und recht hohe Grundstückspreise spielen dabei eine Rolle und sorgen dafür, dass mehr und mehr junge motivierte Nachwuchskräfte fehlen. Problematisch sind die Zahlen jedoch nicht, die Ortsfeuerwehr Glücksburg kann zu jedem Zeitpunkt in der Woche und zu jeder Uhrzeit in ausreichender Stärke ausrücken, dank dem großartigen Engagement ihrer aktiven, aber auch passiven Mitglieder.
Freizeit opfern um zu helfen
„Im Schnitt haben wir in Glücksburg rund 100 Einsätze im Jahr, unsere Ortswehr in Bockholm rückt ca. 15-20 pro Jahr aus“, berichtet Robert Renk, „in den letzten Jahren konnten wir einen Anstieg der Zahlen verzeichnen.“ Die Gründe für die gestiegenen Einsatzzahlen lassen sich nicht genau ausmachen, doch Glücksburgs Ortswehrführer Bastian Meyer, der beruflich in der Rettungsleitstelle tätig ist, weiß, dass manchmal auch ein Rückgang bei der Selbstständigkeit der Menschen ausschlaggebend ist. „Früher hat man einen herabgefallenen Ast, der auf einer Straße oder einem Gehweg liegt, noch schnell selbst entfernt oder hat einen Nachbarn um Hilfe gebeten, heute ist der Notruf 112 für viele oft die bequemere Variante,“ so Meyer. Bei Unsicherheiten der Bürgerinnen und Bürger sind sich jedoch alle einig, „lieber einmal zu viel anrufen, als einmal zu wenig.“ „Überspitzt dargestellt ist nicht immer allen klar, dass die Feuerwehr kein Hausmeisterservice ist“, so Gemeindewehrführer Renk, „sondern für Notlagen und bei Gefahren anrückt und das gerne und zu jeder Zeit.“
In Glücksburg, wie auch in jeder anderen Feuerwehr merkt man jedoch schnell, die Kameraden die sich hier engagieren, wollen helfen und opfern gerne ihre Freizeit, ihre Erholung am Wochenende und auch ihren Schlaf in den Nachtstunden um für andere da zu sein und ihnen in Notlagen zu helfen. „Wir bilden unsere Kameraden in Glücksburg selbst aus“, berichtet Bastian Meyer, „die Truppmannausbildung dauert etwa zwei Jahre.“ Im Idealfall kommen die aktiven Kameraden aus der eigenen Jugendfeuerwehr. Mit fast 30 Mitgliedern kann man sich hier über mangelndes Interesse nicht beklagen. Doch, so wissen auch die verantwortlichen in der Wehr, die meisten Jugendlichen gehen mit 18 Jahren nicht den Schritt in die aktive Wehr, da sie zum Studieren oder für eine Ausbildung die Gemeinde verlassen.
Suchen Nachbarn, der bereit ist zu helfen
Drei Mal im Monat treffen sich die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr zu Übungsdiensten. Denn die Leistungsfähigkeit einer Wehr hängt auch stark davon ab, wie routiniert und geübt die Kameraden in den unterschiedlichsten Einsatzszenarien agieren und reagieren können. Neben den Übungen gehören auch Sport und andere kameradschaftliche Aktivitäten zum Feuerwehrleben. Mittwochs können die Kameraden der Feuerwehr kostenlos im ortsansässigen Schwimmbad ihre Bahnen ziehen. Kameradschaftlichkeit ohnehin eines der wichtigsten Voraussetzungen im Feuerwehrleben. „Neben der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit ist der Gemeinschaftssinn von immenser Bedeutung für ein Engagement in der Feuerwehr“, erklärt Gemeindewehrführer Renk, „wir suchen den Nachbarn, der bereit ist zu helfen. Im Einsatz ist es dann von großer Bedeutung, dass sich die Kameraden aufeinander verlassen können.“
Der Fuhrpark
Zur Verfügung stehen den Einsatzkräften in Glücksburg eine ganze Reihe von Fahrzeugen, Booten und Ausrüstungsgegenständen. Die Kameraden in Bockholm verfügen über ein Löschfahrzeug vom Typ LF 10/6 von Magirus aus dem Jahr 2012. Auf der recht groß wirkenden Feuerwache in Glücksburg wird es mittlerweile schon eng. Führungsfahrzeug für die meisten Einsätze ist der moderne ELW 1 aus dem Jahr 2006 auf Basis eines VW T5. Das neueste und auch eines der wichtigsten Fahrzeuge ist die Drehleiter DLA(K) 23/12 aus dem Jahr 2015 von der Firma Rosenbauer. Für Brandbekämpfung und technische Hilfeleistungen stehen ein LF 16/12 aus dem Jahr 2004, ein TLF 16/25 aus dem Jahr 1999, ein TSF-W der Firma Ziegler aus 2006 sowie ein LF 16-TS aus dem Jahr 1984 zur Verfügung. Ein Kommandowagen aus dem Jahr 1996, sowie ein Mehrzweckboot und ein Ölwehranhänger runden den Fuhrpark ab.
Wenn sich Robert Renk, Bastian Meyer, Frank Makolla, Jörg Schönamsgruber und Dirk Bremer etwas wünschen dürften, dann, dass es weiterhin so tolle und engagierte Glücksburgerinnen und Glücksburger gibt, die sich in ihren Ortsfeuerwehren für ihre Mitmenschen einsetzen und ihre Freizeit mit den Begriffen retten, löschen, bergen und schützen verbringen. Und, dass es in Zukunft vielleicht noch den ein oder anderen mehr zur Feuerwehr verschlägt und der Nachwuchs gesichert ist.
Text und Fotos: Benjamin Nolte / www.bos-inside.de