Feuerteufel in Schleswiger Innenstadt
14. August 2014 – Schleswig: Ein irrer Brandstifter treibt seit Mittwochnachmittag in der Schleswiger Innenstadt sein Unwesen. Bis in den späten Abend hinein sind sieben Feuer in Mehrfamilienhäusern ausgebrochen. Sechs Mal im Keller, einmal im Dachgeschoss.
Gegen 14 Uhr Begann für die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Schleswig und Umgebung ein Einsatztag, den wohl so schnell keiner der Kameraden vergessen wird. Der erste Alarm kam aus einem Mehrfamilienhaus in der Plessenstraße. Dort war in einem Keller ein Brand ausgebrochen. Mehrere Personen mussten durch die Feuerweh aus dem Gebäude gerettet werden, da der Fluchtweg durch das Treppenhaus abgeschnitten war. Mindestens drei Personen wurden mit Rauchgasvergiftungen in ein Krankenhaus gebracht. „Noch während wir mit den Löscharbeiten beschäftigt waren, ging der nächste Einsatz ein“, berichtet Einsatzleiter Sönke Schlossmacher.
Großfahndung der Polizei
Es brannte im Stadtweg, dichter Qualm drang aus dem Gebäude einer Spielhalle. Unter schwerem Atemschutz begannen die Einsatzkräfte mit der Brandbekämpfung. Auch hier waren die Löscharbeiten noch nicht abgeschlossen, als erneut Notrufe in der Rettungsleitstelle Nord in Harrislee eingingen. In der Michaelisstraße brannte es im Dachgeschoss. Die Leitstelle löste Großalarm aus, die Feuerwehren aus Schleswig gerieten langsam an ihre Belastungsgrenze, Kräfte aus dem Umland wurden angefordert. Auch Rettungswagen aus den Nachbarregionen machten sich auf den Weg nach Schleswig. Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot aus zivilen und uniformierten Kräften an, postierte sich in der ganzen Innenstadt, befragte mögliche Zeugen und kontrollierte verdächtige Personen, allen war mittlerweile klar, es muss ein Brandstifter unterwegs sein, alle Brandorte liegen nur wenige hundert Meter voneinander entfernt.
Einsatzkräfte an ihrer Belastungsgrenze
„Gegen 17 Uhr folgte für uns Alarm Nummer vier, ein Großteil der Einsatzkräfte wurde in die Bellmannstraße geschickt“, berichtet Schlossmacher. Dort war erneut ein Keller in Brand geraten, auch hier der Fluchtweg abgeschnitten. Unter schwerem Atemschutz gelang es den Einsatzkräften den Brand schnell unter Kontrolle zu bekommen. „Hier ist die Hölle los“, mit diesen Worten reagierte ein Feuerwehrmann auf den Funkspruch am vierten Brandort in dem von einem fünften Feuer die Rede war. Mit Eiltempo ging es wenige hundert Meter weiter in die Faulstraße. Dichter, schwarzer Qualm drang hier aus einem im Hinterhof liegenden Mehrfamilienhaus. „Auch in der Faulstraße ist der Brand im Keller- bzw. Treppenhaus ausgebrochen“, so Schlossmacher. „Unsere Einsatzkräfte sind am Rande ihrer Belastungsgrenze, uns gehen langsam die Atemschutzgeräteträger aus“. Auch hier dauerte es keine halbe Stunde, da funkte die Leitstelle den nächsten Notruf an die Einsatzkräfte durch, wieder nur wenige hundert Meter weiter ein weiteres Feuer. In der Langen Straße wurde im Kellerbereich ein Feuer gelegt, glücklicherweise konnten Anwohner den Brand rechtzeitig entdecken und ablöschen, ein erneuter Großeinsatz konnte verhindert werden.
Siebtes Feuer am Abend
Nach sechs Feuern kehrte zunächst etwas Ruhe ein. „Wir sammeln die Einsatzkräfte auf dem Bereitstellungsplatz am Stadtfeld, dort werden diese nun erstmal verpflegt“, berichtet Schlossmacher. Insgesamt waren bis in den Abend fast 200 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Johanniter und der Polizei in Schleswig im Einsatz. Nach dem die Feuerwehren ihre Ausrüstung aufgefüllt hatten und überwiegend in die Gerätehäuser zurückgekehrt waren, der nächste Einsatz. Feuer Nummer sieben war in der Straße am Brautsee ausgebrochen. Die Leitstelle löste schnell Großalarm aus, die ersten Notrufe ließen nichts gutes erahnen. Starke Rauchentwicklung im Treppenhaus, mehrere Personen sollten sich noch in ihren Wohnungen befinden. Mehrere Personen wurden von der Feuerwehr aus dem brennenden Haus gerettet, drei von ihnen wurden vorsorglich in umliegende Krankenhäuser gefahren. Den Brand hatten die rund 70 Einsatzkräfte bald unter Kontrolle, die Nachlösch- und Lüftungsarbeiten zogen sich jedoch noch länger hin.
„Der Tag war für viele Kameraden extrem belastend, nicht nur körperlich, sondern auch Psychisch“, so Einsatzleiter Schlossmacher. Die Zahl der Verletzten stieg am Abend auf zehn, darunter auch vier Feuerwehrleute. „Der Brandstifter nimmt schwere Verletzungen von Bewohnern und Einsatzkräften billigend in Kauf“, so Schlossmacher. „Wer in Kellerräumen und Treppenhäusern Feuer legt, blockiert den wichtigsten und meist einzigen Fluchtweg.“
Die Polizei fahndete auch am Abend mit einem Großaufgebot nach dem Täter, auch ein Hubschrauber soll zum Einsatz gekommen sein. Die Polizei braucht dabei dringend die Hilfe der Bevölkerung. Wenn sie verdächtige Beobachtungen gemacht haben oder sogar verdächtige Personen gesehen haben, so informieren Sie bitte die nächste Polizeidienststelle. Helfen Sie mit den Täter schnell zu fassen. In Schleswig ging unterdessen die Angst um. „Wir trauen uns gar nicht uns schlafen zu legen“, berichtet Andreas N. aus der Straße am Brautsee.