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Dänisches Netz: Wenn man über den Notruf keine Hilfe bekommt!

Leitstelle Nord in Harrislee - © Benjamin Nolte / www.bos-inside.de
Leitstelle Nord in Harrislee - © Benjamin Nolte / www.bos-inside.de

Leitstelle Nord in Harrislee – © Benjamin Nolte

08. Juli 2014 – Jardelund: Wenn ich den Notruf wähle, dann wird mir geholfen. Das denkt vermutlich jeder und das dachte auch Jens Hansen aus Holt am Dienstagnachmittag. Jens Hansen war auf der Straße Norderfeld in Jardelund unterwegs, als er plötzlich vor sich ein total beschädigtes Auto auf der Straße stehen sah. Zunächst dachte Hansen, dass stamme wohl von einem älteren Unfall, da kein Mensch weit und breit zu sehen war. Er stieg aus und stellte fest, dass in dem Fahrzeug ein schwer verletzter Mann eingeklemmt war. Umgehend holte Hansen sein Handy raus und wählte den Notruf 110, am anderen Ende wurde er auf Dänisch begrüßt. Verwundert versucht Hansen dem Disponenten zu erzählen wo er sich befindet, er sei von der Betonstraße kommend in Richtung Jardelund unterwegs erklärte er dem Beamten am Telefon, dieser konnte ihm nicht weiterhelfen. Hansen legte auf, versuchte sein Glück unter der 112, doch auch hier das gleiche Ergebnis, wieder hatte er die dänische Leitstelle der Polizei am Ohr. Mit der Ortsbeschreibung von Jens Hansen konnten die Disponenten in der dänischen Leitstelle nichts anfangen, unterdessen kämpfte im Auto vor ihm ein 53-jähriger Mann um sein Leben. Jens Hansen reagierte, setzte sich ins Auto und fuhr zum nächsten Haus, rund eineinhalb Kilometer von der Unfallstelle entfernt. Über Festnetz der dritte Versuch den Notruf abzusetzen, dieses Mal landete man in der Regionalleitstelle im deutschen Harrislee, nun war Hilfe unterwegs. Hansen eilte unterdessen zurück zu dem schwer verletzten Unfallopfer um ihn zu betreuten bis Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt vor Ort waren.

Dänische Leitstelle konnte nicht helfen

Schwerer Unfall bei Jardelund - © Benjamin Nolte / www.bos-inside.de

Schwerer Unfall bei Jardelund – © Benjamin Nolte

Fast zehn Minuten hatte es gedauert bis Hilfe unterwegs war, zehn Minuten die Leben kosten können. „Dies ist eine Problematik, die uns bekannt ist“, erklärt Sacha Münster, der stellvertretende Leiter des kommunalen Teils der Leitstelle Nord. „Entlang der sogenannten Betonstraße kommt es in Grenznähe immer wieder vor, dass sich Mobiltelefone in die dänischen Netze einwählen“, so Münster weiter. Hat sich ein deutsches Handy im dänischen Netz eingewählt, so landet der Notrufteilnehmer automatisch in der nächsten Leitstelle im benachbarten Dänemark. „In Dänemark gehen die Notrufe, egal ob man die 110 oder die 112 wählt, immer bei der Polizei ein und leider reagieren die Beamten dort nicht immer so, dass man die Notrufe nach Deutschland durchstellt“, so Münster. Das Problem sieht Münster auch in den unterschiedlichen Stärken der Mobilfunknetze in der Grenzregion. Während die deutschen Netze dort schwächer und teilweise gar nicht verfügbar sind, fallen die dänischen Netze von der Sendeleistung recht stark ins benachbarte Deutschland ein. „Man kann dem Problem in der Grenzregion entgegenwirken, in dem man in seinem Handy die automatische Netzwahl deaktiviert“, berichtet Münster, „so bleibt das Handy immer im deutschen Netz, bis zum Verlust des Empfanges und wählt sich nicht bereits vorher in das stärkere dänische Netz ein.“

„Bitten Sie ums Durchstellen nach Deutschland“

Doch auch diese Methode löst das Problem mit den Notrufen nicht vollständig. Verliert das deutsche Handy in der Grenzregion das Netz und man hat keinen Empfang, so kann man zwar dennoch den Notruf wählen, nun aber sucht sich das Mobiltelefon wieder das stärkste verfügbare Netz und dann wird es vermutlich wieder ein dänisches sein. Befindet man sich dann unbemerkt wieder im dänischen Netz, so landet der Notruf erneut in einer dänischen Leitstelle. Doch auch hier hat Münster einen Hinweis: „Wenn Sie feststellen, dass Ihr Notruf in einer dänischen Leitstelle entgegengenommen wurde, Sie sich aber auf deutschem Gebiet befinden, dann bitten Sie den Disponenten, dass er Sie mit der deutschen Leitstelle verbindet! Viele der Disponenten sprechen oder verstehen dort deutsch und auf Englisch kommt man dort auch sehr weit.“ Warum die dänischen Disponenten den Notruf nicht von sich aus an die deutsche Leitstelle weitergegeben haben, bleibt ein Rätsel.

Schwerer Unfall bei Jardelund - © Benjamin Nolte / www.bos-inside.de

Schwerer Unfall bei Jardelund – © Benjamin Nolte

Eine Lösung, die derartige Schwierigkeiten beim Wählen der Notrufe in der deutsch-dänischen Grenzregion verhindert, ist nicht in Sicht. Die Kooperation zwischen der Leitstelle der dänischen Polizei und der deutschen Rettungsleitstelle ist hier noch auf keinem zufriedenstellenden Niveau. Eine bessere Netzabdeckung der deutschen Mobilfunknetze ist in dieser Region ebenfalls nicht in Sicht. Im Ernstfall können Minuten, gar Sekunden über Leben und Tod entscheiden, so wie am Dienstagnachmittag in Jardelund. Der Ersthelfer Jens Hansen hat dennoch alles richtig gemacht und umsichtig reagiert, nach den misslungenen Notrufen ließ er keine weitere Zeit verstreichen und machte sich auf den Weg zum nächsten Festnetzanschluss.

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