Bundespolizei stoppt Wohnmobil mit 18 Flüchtlingen
18. September 2014 – Handewitt: Nahezu täglich gehen Meldungen durch die Medien, die sich mit Aufgriffen von Flüchtlingen, Schleusungen und der Problematik der Unterbringung beschäftigen. Auch am Donnerstag spielte sich auf der A7 bei Handewitt wieder eine Tragödie ab. Eine Zivilstreife der Bundespolizei war gegen 17 Uhr auf der A7 in Fahrtrichtung Norden unterwegs, als den Beamten ein Wohnmobil mit italienischem Kennzeichen auffiel. Der Fahrer befolgte die Anhaltesignale und steuerte das Wohnmobil hinter der Zivilstreife auf den Parkplatz Altholzkrug bei Handewitt, wenige Kilometer vor der dänischen Grenze. Als das Fahrzeug stoppte sprang die Fahrertür auf und der Fahrer ergriff die Flucht, er lief vermutlich über die Autobahn auf die gegenüberliegende Seite und verschwand in einem Waldstück.
Die Bundespolizei löste umgehend einen Großeinsatz aus. Mehrere Streifenwagen, ein Hubschrauber und Diensthunde wurden angefordert um den möglichen Schleuser zu finden. Als die Polizisten die Türen des gestoppten Wohnmobils öffneten staunten sie nicht schlecht. Eingepfercht auf den wenigen Quadratmetern und ohne ausreichende Sitzplätze standen, lagen und saßen hier insgesamt 18 Flüchtlinge. Womöglich verbrachten sie dort bereits etliche Stunden, das Fahrzeug hatte ein italienisches Kennzeichen. Über Italien versuchen hunderte Flüchtlinge aus unterschiedlichen Ländern ihren Weg in Richtung Nordeuropa anzutreten.
Die 18 Flüchtlinge, darunter mehrere Kinder und Frauen wurden nach und nach mit Kleinbussen der Bundespolizei auf die Dienststelle nach Flensburg gebracht. Dort wurden sie versorgt und im Laufe des Abends nach Herkunft und Identität befragt. Ausweispapiere haben Flüchtlinge selten dabei. Dolmetscher helfen bei den Maßnahmen auf der Dienststelle. Die Strapazen der Reise machten sich bei einigen Flüchtlingen auf der Dienststelle der Bundespolizei bemerkbar, einige Kinder und Jugendliche klagten über Kreislaufprobleme. Die Besatzung zweier Rettungswagen und der Leitungsdienst der Berufsfeuerwehr Flensburg kümmerten sich um die Patienten und versorgten diese ambulant auf der Dienstelle.
Die Suche nach dem mutmaßlichen Schleuser dauerte bis in die späten Abendstunden an. Mit Hunden und einem Hubschrauber wurde das Umfeld der A7 durchsucht. Unterstützt wurde die Bundespolizei dabei auch von Beamten der Landespolizei und der gemeinsamen deutsch/dänischen Streife, die ebenfalls vor Ort war. Über die Schleuser wollen die Beamten an die Hintermänner herankommen, die diese oft gefährlichen Transporte organisieren und durchführen lassen. Oft bezahlen die Flüchtlinge viele tausend Euro um von den Schleusern nach Skandinavien gebracht zu werden, ausreichend große Fahrzeuge, Sitzplätze und Anschnallgurte sind in diesen Leistungen nur selten enthalten. Den Hintermännern sind die Zustände dieser rollenden Flüchtlingstransporte schlichtweg egal. Wie unmenschlich diese Fahrten häufig durchgeführt werden, wurde am Donnerstag wieder bewusst. Auch an den eingesetzten Bundespolizisten gehen die Bilder und derartige Einsätze nicht spurlos vorbei, „man macht sich schon Gedanken welch langer Weg hinter den Flüchtlingen liegt und wie gefährlich der Transport in diesem Fall war“, erzählt einer der Beamten. Man darf gar nicht anfangen darüber nachzudenken, was bei einem Unfall passiert wäre. Der Schleuser hat nach Angaben der Bundespolizei auch die Türen des Wohnmobils verriegelt gehabt, so dass die Insassen das Fahrzeug nicht einmal eigenständig hätten verlassen können.