Badeunglücke an der Ostsee häufen sich – Wie gefährlich ist die Ostsee?
21. Juli 2014 – Flensburg: Nahezu täglich berichten die Medien derzeit über tragische und dramatische Badeunglücke an der Nord- und Ostsee. An den Stränden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg Vorpommern hat die Anzahl der Unfälle in den letzten Tagen erheblich zugenommen. Laut DLRG-Barometer 2013 ertranken vergangenes Jahr 18 Menschen an der Ostsee und 8 an der Nordsee. Alleine am vergangenen Hitzewochenende ertranken an der Ostsee sechs Menschen beim Baden. In den Tagen davor gab es ähnliche Fälle in Steinberghaff bei Gelting, in der Hohwachter Bucht bei Blekendorf oder in Dahme. Der aktuellste Fall kommt aus der Gemeinde Selk bei Schleswig, dort wurde zwei Tage lang nach einer vermissten 47-jährigen gesucht. Womöglich ist sie bereits am Samstagabend vom Schwimmen nicht zurückgekehrt, am Morgen danach fand man Kleidung und persönliche Gegenstände der Frau. Am Montagnachmittag endete eine große Suchaktion dann mit dem traurigen Fund der leblosen Frau am Grund des Selker Noors. Die Zahl von 18 ertrunkenen Badegästen im vergangenen Jahr wird 2014 sehr wahrscheinlich übertroffen, die Sommerferien haben in den meisten Bundesländern gerade erst begonnen und die Hauptsaison an den Badestränden läuft gerade an, die Zahl der tragischen Unglücke ist aber jetzt schon deutlich höher als im gleichen Vorjahrszeitraum.
Doch was sind die Ursachen für die vielen tragischen Unfälle und Unglücke der vergangenen Tage und Wochen? Ist die Ostsee wirklich so gefährlich?
Einsatzkräfte von DLRG, Feuerwehr oder Polizei sind sich einig: Die meisten Badeunfälle sind vermeidbar. Leichtsinn, Selbstüberschätzung und Missachtung von Hinweisen oder Warnungen sind nicht selten ursächlich für viele der folgenschweren Unglücke. Die meisten tödlichen Unfälle der vergangenen Wochen geschahen an unbewachten Badestränden. Schnell wurden am Beispiel des Unglückes in der Hohwachter Bucht kritische Töne über mangelnde Sicherheit und die Abwesenheit der DLRG laut. Das nicht jeder Strandabschnitt an der deutschen Ostseeküste von Kräften der DLRG bewacht werden kann, versteht sich von selbst, auch kann man nicht eine aus ehrenamtlichen Helfern bestehende Organisation wie die DLRG für leichtsinnige Aktionen und Fehler erwachsener Menschen verantwortlich machen. In erster Linie ist nun mal jeder Badegast für seine eigene Sicherheit verantwortlich und muss selbst schauen, wo gehe ich ins Wasser, was traue ich mir zu und welche Sicherheitsvorkehrungen treffe ich. „Uns fällt immer wieder auf, dass sich viele Leute mit der Region und den jeweiligen Gegebenheiten an der Ostsee, der Nordsee oder den Binnengewässern nicht auskennen“, berichtet Jens Albert von der Flensburger Wasserschutzpolizei. „Oft wissen die Menschen nicht wo die offiziellen Badestellen sind und was zum Beispiel die Flaggen der DLRG bedeuten“, so Albert weiter.
Unterströmungen bergen Gefahren
Das die Ostsee nicht mit einem Freibad zu vergleichen ist, das sollte Einheimischen, wie Urlaubern gleichermaßen bewusst sein. Temperaturunterschiede, Strömungen, Wasserpflanzen oder ablandiger Wind, die Ostsee birgt Gefahren, die man auf den ersten Blick nicht unbedingt immer sieht. Kommen dann Selbstüberschätzung, Leichtsinn oder medizinische Probleme hinzu, kann sich die Lage auf dem Wasser schnell in eine dramatische und lebensbedrohliche Situation wandeln. „In der Ostsee haben wir neben den Wetterverhältnissen, die eine Rolle spielen, auch Strömungen, die man nicht vernachlässigen sollte. Gerade bei ablandigem Wind können Unterströmungen dafür sorgen, dass die Wasseroberfläche zwar ruhig und glatt aussieht, man aber dennoch vom Strand abgetrieben wird“, erläutert Jens Albert. Häufig sind es Urlauber, die die Gefahren unterschätzen. „Wenn ich meinen Urlaub am Meer plane, dann kann man sich auch durchaus im Vorfeld darüber informieren, wo es geeignete Badestellen und bewachte Strandabschnitte gibt“, so Albert. Selbst geübte Schwimmer können in den offenen Gewässern von Nord- und Ostsee schnell an ihre Leistungsgrenzen kommen. Geht es in die eine Richtung mit dem Wind noch schnell voran, so schwimmt es sich gegen den Wind erheblich schwerer. Nicht nur Selbstüberschätzung ist eine der Unglücksursachen, nicht selten spielen
medizinische Probleme eine Rolle. Herz- , Kreislaufprobleme oder Krämpfe führen mitunter auch zu tödlichen Badeunfällen. In nahezu allen Fällen wurden andere Badegäste oder Rettungskräfte zu spät auf die Situation aufmerksam. Halten Sie sich deshalb wenn möglich immer an bewachten Badestränden auf und gehen sie nicht unbedingt alleine ins. Eine Begleitperson am Strand kann notfalls schnell reagieren und Hilfe holen, eine Begleitung im Wasser sie womöglich in Sicherheit bringen. Wenn Sie dennoch im Wasser in Not geraten, dann versuchen Sie auf sich aufmerksam zu machen und so schwer es sein wird, versuchen Sie Ruhe zu bewahren und überlegt zu handeln. „Manchmal kann es sinnvoller sein sich ein paar Meter treiben zu lassen oder quer zum Ufer zu schwimmen um aus einem Bereich mit gefährlichen Unterströmungen herauszukommen“, erklärt Jens Albert das Verhalten in einem Ernstfall. Dennoch ist man in derartigen Situationen eigentlich immer auf die Hilfe anderer angewiesen. „Treffen Sie vor dem Baden Vorkehrungen“, so ein Tipp von Jens Albert, „wenn Sie alleine schwimmen gehen, dann sagen Sie jemand anders am Strand oder am See Bescheid, dass Sie im Wasser sind, sorgen Sie also schon vorher für Aufmerksamkeit“.
Hinweise für ein sicheres Badevergnügen
Wenn Sie folgende Hinweise beachten, dann steht einem ungehinderten und Badevergnügen in der Ostsee und den Binnengewässern nichts im Wege:
- Benutzen Sie gesicherte Badestellen und bewachte Strandabschnitte. Die Gefahren an unbekannten und/oder ungesicherten Gewässern sind oft um ein vielfaches höher
- Unterschätzen Sie nicht den ablandigen Wind, gegen den Wind schwimmt es sich deutlich schwerer und sie brauchen für die gleiche Strecke deutlich länger
- Achten Sie an den bewachten Badestränden auf die Sicherheitsflaggen, weht die rote Flagge, dann gilt ein Badeverbot
- Gehen sie nicht unbedingt alleine zum Schwimmen, wenn sie in Not geraten und keine Hilfe mehr holen können, dann kann ihnen eine Begleitung womöglich das Leben retten
- Bei Gewitter oder einem aufziehenden Sturm sofort das Wasser verlassen
- Im Schwimmunterricht hat es jeder gelernt, direkt nach dem Essen sollte man nicht unbedingt schwimmen gehen
- Achten Sie auf ihren Kreislauf, nach größeren Anstrengungen ins kühle Nass zum Schwimmen zu gehen kann belastend sein
- Springen Sie nur ins Wasser wenn es tief genug und frei ist. Gerade Kopfsprünge in unbekannte Gewässer sind lebensgefährlich
- Nicht jedes Schlauch- oder Gummiboot ist für den Wellengang auf der Ostsee oder größeren Seen geeignet.
- Schwimmwesten können Leben retten
- Achten Sie auf Ihre Mitmenschen, wenn jemand in Not gerät zögern Sie nicht, holen Sie Hilfe und helfen Sie