Tara vom Klinkenhagen – dem Verbrechen immer eine Nasenlänge voraus!
05. März 2015 – Flensburg: Tara vom Klinkenhagen, so heißt die mit viereinhalb Jahren wohl jüngste Polizistin Flensburgs mit vollem Namen, trotz ihrer noch jungen Jahre ist sie ihren Kollegen bei der Suche nach vermissten Personen oder flüchtigen Verbrechern um Längen voraus. Kommissar Rex war gestern, heute jagt Schäferhündin Tara Verbrecher und findet vermisste Personen. Seit 2012 ist Tara die treue Begleiterin von Frauchen Kathrin Nörtemann. Kathrin ist 43 Jahre alt und seit 1990 bei der Landespolizei in Schleswig-Holstein tätig. Im Jahr 2000 folgte ihr erster Diensthund und bis heute ist Kathrin Nörtemann als Diensthundeführerin in der Polizeidirektion Flensburg im Einsatz.
„Als ich Tara bekommen habe war sie 14 Monate alt, acht Wochen später begann bereits der Lehrgang und die Ausbildung zum Schutzhund“, erinnert sich Kathrin. Der Anfang war für beide nicht leicht, Tara war noch sehr jung als die Ausbildung begann und beide mussten sich erst aneinander gewöhnen. „Während des Lehrgangs befanden wir uns etwa im hinteren Drittel, ich war zunächst nicht voll ganz überzeugt und musste lernen einem jungen Hund zu vertrauen und ihm eine Chance zu geben“, so Kathrin. Heute merkt man von der anfänglichen Skepsis nichts mehr, auf Anhieb erkennt man das Mensch und Hund eine Einheit bilden, ein Team, in dem jeder dem anderen zu hundert Prozent vertrauen kann. Ein wichtiger Faktor, besonders wenn es in den Einsatz geht und aus Spiel und Spaß von einem Moment auf den anderen ernst wird. „Jeder von uns beiden kennt die Grenzen des anderen, weiß über Stärken und Schwächen des anderen Bescheid, Tara weiß, wann sie mich beschützen und wann sie mich bei meiner körperlichen Unterlegenheit unterstützen muss, andersherum weiß ich wann Tara ohne meine Hilfe nicht weiterkommt.“ Tara und ihr Frauchen lernten schnell einander zu Vertrauen, ein Schlüsselerlebnis war ein Einsatz, der direkt nach dem Lehrgang stattfand: „Wir wurden zu einem Einsatz in Selk gerufen, nach einem Einbruch war der Täter in ein Waldgebiet geflohen. Tara führte uns mehrere Kilometer über Felder und durch den Wald, kreiste dann an einer Stelle, die Spur schien verloren, doch sie orientierte sich kurz darauf neu und führte uns direkt zu dem Täter, den wir im Wald stellen konnten“, berichtet Kahtrin, „wir sind dann später noch einmal zu der Stelle zurück, wo Tara die Spur zu verlieren schien, da stellte sich dann heraus, dass der Täter eine Tasche mit Diebesgut an diesem Fleck weggeworfen hatte, diese konnten wir dann auch noch sicherstellen. Spätestens nach diesem Einsatz war mir dann klar, das wird was mit uns beiden!“ Kathrin Nörtemann ist in Flensburg beim zweiten Revier tätig und Tara begleitet sie stets im Dienst. „Wenn wir keinen Einsatz haben und keine Besucher auf der Station sind, dann kann sich Tara hier frei bewegen“, erklärt Kathrin „aufpassen müssten die Kollegen nur auf ihre Pfandflaschen, Tara klaut am liebsten Plastikflaschen.“
Ausbildung zum Personensuchhund
Seit 2014 nehmen Tara und Kathrin an einem Aufbaulehrgang teil, am Ende des Lehrgangs wird Tara zusätzlich zum Schutzhund ein ausgebildeter Personensuchhund sein. „In Schleswig-Holstein haben wir derzeit bei der Landespolizei fünf Personensuchhunde im Dienst“, berichtet Christian Witt, der in Eutin in der Polizeidirektion für Aus- und Fortbildung für die Ausbildung der Personensuchhunde zuständig ist. Acht mal zwei Wochen dauert diese Aus- bzw. Fortbildung, an deren Ende Tara einer der wenigen Hunde im Land sein wird, die bei der Landespolizei gleich mehrere Aufgaben erfüllen kann. „Alle Hunde, die bei uns im Dienst der Landespolizei stehen sind ausgebildete Schutzhunde“, so Witt, „in der Weiterbildung zum Personensuchhund muss der Hund nun zwischen mehreren Lagen hin- und herwechseln können. Der Hund muss ohne Hintergedanken nach Personen suchen können, denn nicht immer suchen wir Verbrecher, die der Hund am Ende der Suche auch stellen soll, sondern vermisste Personen fallen ebenfalls ins Aufgabenspektrum“, erläutert Witt die Schwierigkeiten der Ausbildung.
Auch Henri Krüger, der Leiter der Diensthundestaffel im Bereich der Polizeidirektion Flensburg (Stadt Flensburg, Kreis Schleswig-Flensburg, Kreis Nordfriesland) ist froh einen Hund wie Tara in seinen Reihen zu haben. „Die Erfolge in den vergangenen Monaten sind vielleicht auch eine Art Türöffner für weitere Ausbildungen in diesem Bereich.“ Die Diensthundestaffel der PD Flensburg umfasst derzeit 16 Diensthunde mit unterschiedlichen Spezialisierungen. Darunter sind Personensuchhunde, Sprengstoffspürhunde, Brandmittelspürhunde, Drogenspürhunde und reine Schutzhunde. „Im Jahr 2014 hatten wir im Bereich unser Direktion 150 dokumentierte Einsätze von Diensthunden, hinzu kommen noch weitere Einsätze, an denen Hunde in irgendeiner Form beteiligt waren“, so Krüger. Fast zwei Drittel dieser Einsätze erfolgten zur Nachtzeit, in zehn Fällen konnten Personen durch die Hilfe eines Hundes festgenommen werden.
Mit der Spürnase auf Verbrecherjagd
Auch die Bilanz von Tara und Kathrin in den vergangenen Monaten und Jahren ist beachtlich. Im Jahr 2014 standen sechszehn Schutzhundeinsätze in der Blianz, zehn Sucheinsätze, drei Festnahmen und einen Aufgriff von Diebesgut. Schutzhundeinsätze könnten zum Beispiel Einsätze bei Fußball- oder Handballspielen sein, bei Großveranstaltungen wie dem Brarupmarkt oder bei Demonstrationen sein. Das Jahr 2015 ist gerade einmal zwei Monate alt und Tara kann auf ihrem Konto bereits drei Festnahmen verbuchen.
„Vor etwa drei Wochen gab es einen Einsatz nach einem Tankbetrug. Es kam zu einer Verfolgungsfahrt durch das Flensburger Stadtgebiet, der Täter flüchtete mit einem Audi bis zum Ostseebad, Fahrer und Beifahrer flüchteten zu Fuß über die Gärten angrenzender Einfamilienhäuser“, berichtet Kathrin, „wir kamen gerade von einem Handballspiel, wo wir im Einsatz waren, als man uns anforderte. Tara konnte im Auto der Tatverdächtigen den Individualgeruch des Fahrers aufnehmen und führte uns wenig später zu einem Busch, unter dem sich die beiden verstecken.“
Tara stellt Taxiräuber
Vor rund 14 Tagen spielten sich am Flensburger Stadtrand dramatische Szenen ab, auch hier war es am Ende Tara, die als Heldin aus der Geschichte hervorging. An einem Dienstagabend kam es zu einem brutalen Übergriff auf eine 52jährige Taxifahrerin, die dabei verletzt worden ist. Der Täter würgte sein Opfer während der Fahrt mit einem Strick und schlug auf die Frau ein. Die Taxifahrerin konnte die Angriffe mit gezielten Abbremsmanövern abwehren und der Täter flüchtete in der Europastraße zu Fuß mit dem Handy der 52jährigen. Mehrere Streifenteams der Polizeistation Harrislee und vom 1. Revier in Flensburg rückten aus und fahndeten im Nahbereich nach dem Täter. Auch Tara und ihr Frauchen Kathrin wurden angefordert. „Tara gelang es anhand einer Geruchskopie die Fährte des Tatverdächtigen aufzunehmen und führte uns rund zwei Kilometer weiter in den Handewitter Ortsteil Weding“, erinnert sich Kathrin, „die Spur endete an einem Zugang zu einem Heizungsraum, Hinweise aus dem Umfeld ergaben, dass diese Tür normalerweise nie verschlossen sei und dann war die Lage für uns eindeutig. Auch nach mehrfacher Aufforderung wurde die Tür nicht geöffnet, nun wurde aus dem Suchhund Tara wieder der Schutzhund Tara, Kollegen brachen die Tür auf, Tara wurde in den Heizungsraum geschickt und der Täter konnte Festgenommen werden.“
Suche nach vermissten Personen
Wie zuverlässig und vor allem schnell Tara vermisste oder flüchtige Personen finden kann, dass demonstrierten Tara und Kathrin in einer Schrebergartenkolonie im Flensburger Stadtgebiet. Anhand des Individualgeruches an einem Handschuh sollte Tara einen Kollegen vom zweiten Polizeirevier finden. Dieser hatte sich zuvor irgendwo in der großen Gartenkolonie versteckt. „Der Hund blendet bei der Suche alle anderen äußeren Einflüsse aus“, erklärt Ausbilder Christian Witt, „hier könnten jetzt andere Menschen oder Hunde sein, hier könnte jetzt Essen liegen, Tara sucht jetzt ausschließlich nach dem Weg, den die vermisste Person gegangen ist, folgt ausschließlich dem Geruch.“ Es dauerte keine fünf Minuten da hatte Tara die Person hinter einem Gartenhaus rund 300 Meter vom Startpunkt entfernt entdeckt. Die Zweibeiner hatten Mühe ihrem vierbeinigen Kollegen zu folgen, mit so viel Elan und Tatendrang ist Tara bei der Sache. Ausbilder Witt ist zufrieden, „Tara führt ihr Frauchen nur zu der Person hin, bleibt dann aber äußerst ruhig, genau so soll es sein!“ Muss Tara einen Verbrecher suchen und soll es am Ende zur Festnahme kommen, dann kann sie auch ganz anders, im Notfall kann Tara auch zubeißen um sich und Kathrin zu verteidigen. Die Übung wurde noch zwei Mal wiederholt, ohne Fehler und auf dem schnellsten Weg endete die Suche immer mit dem gleichen Ergebnis, Person gefunden. Wir sind uns sicher, von Tara und Kathrin, die in ihrer Freizeit eine kleine Hundeschule in Flensburg betreibt, wird man in den kommenden Jahren noch viel hören.