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Reportage: Die Bundeswehr-Feuerwehr am Fliegerhorst Jagel

Der Fliegerhorst in Jagel

Der Fliegerhorst in Jagel

18. Oktober 2014 – Jagel: Sie sind für eine Fläche von 650 ha zuständig und für die Sicherheit von 1400 Soldaten verantwortlich, die Männer von der Bundeswehr-Feuerwehr im schleswig-holsteinischen Jagel. Beim taktischen Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ sind derzeit 23 Kampfflugzeuge vom Typ Tornado stationiert. Von der Start- und Landebahn aus starten die Piloten der Luftwaffe wochentags zu Übungs- und Aufklärungsflügen. So groß die Unterschiede zwischen ziviler und militärischer Nutzung von Flugplätzen auch sind, eines bleibt gleich, Einsatzkräfte von Feuerwehren müssen den Brandschutz sicherstellen um bei Unfällen binnen Sekunden eingreifen zu können.

Brandamtmann Bernt Tudsen

Brandamtmann Bernt Tudsen

Brandamtmann Bernt Tudsen übernimmt mit seinen 53 Kameraden in Jagel diese Aufgabe. Innerhalb von nur 60 Sekunden müssen erste Einsatzkräfte in einem Schadensfall am Einsatzort sein und das an jedem Punkt der Start- und Landebahn. „Wenn etwas passiert, dann können schnell größere Mengen Treibstoff in Brand geraten, wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und schnell reagieren können“, erklärt Bernt Tudsen. In der großen Fahrzeughalle mit den schweren Rolltoren steht alles, was das Feuerwehrherz auf einem Flugplatz begehrt. Alleine vier große Flugfeldlöschfahrzeuge vom Typ MAN Ziegler Z6 sind hier im Einsatz. Die rund 33 Tonnen schweren und hochmodernen Kraftprotze beschleunigen innerhalb von 25 Sekunden auf Tempo 80 und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 130 km/h. Weiter stehen den Einsatzkräften drei Flugfeldlöschfahrzeuge TLF 3500, ein GRW 2, ein Rettungs-KFZ und ein Kommandofahrzeug zur Verfügung.

Schichtbetrieb in Warteposition

Der Fuhrpark der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel

Der Fuhrpark der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel

„Während des Flugbetriebes stehen wir mit den großen Flugfeldlöschfahrzeugen an drei Wartepositionen in direkter Nähe zu den Start- und Landebahnen“, berichtet Tudsen. „Erst wenn das letzte Flugzeug wieder sicher am Boden ist und der Flugbetrieb beendet wird, verlassen wir die Positionen und kehren zur Feuerwehwache zurück.“ Während der Flugphasen haben die Kameraden der Feuerwehr auf den Wartepositionen die startenden und landenden Flugzeuge ständig im Blick und direkten Funkkontakt zum Tower. „Flugbetrieb findet an regulären Tagen auf dem Fliegerhorst Jagel in zwei Zeitfenstern statt, eines am Vormittag und eines am Nachmittag“, erläutert

Ein Ziegler Z6 auf einer der Wartepositionen

Ein Ziegler Z6 auf einer der Wartepositionen

Oberstabsfeldwebel Gerd Neas, „Freitagnachmittag und am Wochenende findet kein Flugbetrieb statt“. In der Summe befinden sich während des Flugbetriebes mindestens zehn Mann in drei Fahrzeugen an der Piste um im Falle eines Notfalls schnell eingreifen zu können. Die Regelstärke in den Phasen mit Flugbetrieb liegt bei einundzwanzig Mann, nachts und am Wochenende wird der Grundschutz auf dem Fliegerhorst mit sieben Mann gewährleistet. Doch nicht nur die Start- und Landephasen bergen ein potentielles Risiko und ein mögliches Einsatzfeld für die Kameraden der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel. Auf dem 650ha großen Gelände befinden sich auch drei große Tanklager mit je einer Million Liter Fassungsvermögen, Verwaltungsgebäude, Fahrzeug- und Flugzeughallen.

Einsätze auch außerhalb des Fliegerhorst

Das Flugfeldlöschfahrzug Ziegler Z6

Das Flugfeldlöschfahrzug Ziegler Z6

„Von der Fläche her sind wir größer als der Hamburger Airport Fuhlsbüttel“, erklärt Bernt Tudsen. „Unsere Hauptaufgabe ist zwar das Absichern des Flugbetriebes, doch wir übernehmen auch alle anderen Tätigkeiten und Aufgabenfelder einer Feuerwehr auf dem Gelände“, so Tudsen weiter. Das können kleinere Feuer bis hin zu Gebäudebränden sein oder aber auch technische Hilfeleistungen sowie Verkehrsunfälle. Bei Bedarf erhält die Bundeswehr-Feuerwehr im Ernstfall jedoch auch schnell Unterstützung von außerhalb. Die freiwilligen Feuerwehren der Region sind auf Einsätze auf dem Fliegerhorst in Jagel vorbereitet, in gemeinsamen Übungen wurden und werden die zivilen Feuerwehrkräfte mit dem Gelände und möglichen Einsatzszenarien vertraut gemacht. „Wenn wir ein Problem haben, was zu groß wird und wir mehr Material und Einsatzkräfte brauchen, dann alarmieren wir über die Leitstelle Nord kommunale Wehren dazu“, erläutert Tudsen.

Ein Kampfflugzeug vom Typ Tornado im Anflug

Ein Kampfflugzeug vom Typ Tornado im Anflug

Andersherum ist es aber auch möglich, dass die Bundeswehr-Feuerwehr mit ihren großen Flugfeldlöschfahrzeugen für Einsätze außerhalb des Geländes angefragt wird. Gibt es beispielsweise ein Feuer in der Region, bei dem sich die Wasserversorgung an der Einsatzstelle schwierig gestaltet, so kann die Kooperative Regionalleitstelle Nord in Harrislee bei Flensburg die Einsatzkräfte in Jagel um Unterstützung bitten. „Der Kommodore trifft dann die Entscheidung und lässt im Ernstfall den Platz schließen, so dass wir mit unseren Fahrzeugen und Einsatzkräften sofort ausrücken können“, erläutert Tudsen ein solches Szenario, „Tornados, die zu dem Zeitpunkt noch in der Luft sind, würden dann auf einem vorher fest eingeplanten Ausweichplatz landen.“

Auch Übungen gehören zum Alltag der Kameraden

Auch Übungen gehören zum Alltag der Kameraden

So kam es in den vergangenen Jahren unter anderem bei großen Flächenbränden oder Unfällen auf der Autobahn dazu, dass die Einsatzkräfte aus Jagel die kommunalen Kräfte unterstützt haben. „Wir sind eine sehr spezialisierte Feuerwehr,  Brände und Unfälle sind bei uns eher Nebenprodukte, das Hauptaugenmerk liegt auf der Sicherung des Flugbetriebes“, berichtet Tudsen. „In der Menge haben die kommunalen Feuerwehren im Jahr natürlich mehr Einsätze wie wir, bei uns kommt es glücklicherweise zu sehr wenig Ernstfällen. Wir haben durch den Flugbetrieb aber eine Risikobereitschaft, die es bei den kommunalen Wehren nicht gibt, die fahren erst raus, wenn etwas passiert ist“.

Proben für den Ernstfall

Der Pilot wird aus dem Cockpit gerettet

Der Pilot wird aus dem Cockpit gerettet

„Alle Mann in die Fahrzeughalle, Personenrettung aus gelandetem Tornado“, hallt es durch die Lautsprecheranlage im Gebäude der Bundeswehr-Feuerwehr. Keine Minute später treffen Lösch- und Rettungsfahrzeuge an einem Tornado auf
dem Vorfeld des Flugplatzes ein, im Cockpit sitzt ein Pilot, der bewusstlos ist und dringend medizinische Hilfe benötigt. Zum Glück an diesem Tag nur eine Übung, doch wie im Ernstfall spulen die Feuerwehrmänner routiniert ihren Ablauf ab um den oder die Piloten schnell und schonend aus dem Cockpit zu retten. Mehrere Ziegler Z6 gehen in Stellung um den Brandschutz sicherzustellen, ein Spezialfahrzeug mit Arbeitsplattform im Frontbereich fährt direkt an das Cockpit heran. Die Feuerwehrmänner öffnen die Cockpitabdeckung des Kampfflugzeuges um an den bewusstlosen Piloten heranzukommen. Mit Muskelkraft wird dieser aus dem Cockpit gehoben und an Rettungsdienst und Fliegerarzt übergeben. Mehrmals im Jahr üben die Einsatzkräfte in Jagel den Ernstfall. Unterschiedliche Einsatzszenarien werden dabei durchgespielt und hinterher analysiert.

Die Leitstelle der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel

Die Leitstelle der Bundeswehr-Feuerwehr in Jagel

„Seit ich in Jagel bei der Bundeswehr-Feuerwehr bin hat es keinen größeren Unfall gegeben. Vor einigen Jahren gab es mal einen Brand in dem Bugfahrwerksschacht einer Mirage“, erinnert sich Tudsen, „größere Brände oder Unfälle gab es zum Glück nicht.“ Seit 2002 ist der heute 60jährige Bernt Tudsen in Jagel. Nach der Ausbildung bei der Berufsfeuerwehr Kiel und an der Landesfeuerwehrschule in Celle zog es ihn 1991 zur Bundeswehr-Feuerwehr nach Husum, von dort ging es dann weiter nach Jagel.

Ein Ziegler Z6 auf dem Vorfeld

Ein Ziegler Z6 auf dem Vorfeld

Über 3000 Feuerwehrleute beschäftigt die Bundeswehr an ihren Standorten in Deutschland. Seit Oktober 2013 übernimmt das Zentrum für Brandschutz der Bundeswehr in Sonthofen die operative Führung der derzeit noch 72 Bundeswehr-
Feuerwehren. Zuvor gehörten die Feuerwehren zu den einzelnen Verbänden oder Geschwadern. „Für uns ist das in der Materialbewirtschaftung eine deutliche Verbesserung“, berichtet Tudsen, „Beschaffungsvorgänge gehen schneller und ein
großer Vorteil ist, dass wir für alles einen direkten Ansprechpartner haben“. Die Ausbildung zum Feuerwehrmann bei der Bundeswehr findet zentralisiert in Stetten am kalten Markt statt. Wie auch bei den zivilen Kameraden der freiwilligen
Feuerwehren sucht auch die Bundeswehr dringend Nachwuchs bei ihren Feuerwehren. Mehr Informationen über eine zivile Karriere bei der Bundeswehr finden Sie hier: ziv.bundeswehr-karriere.de

Fotos und Text: Benjamin Nolte

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