Reanimation – Woche der Wiederbelebung – So werden Sie zum Lebensretter
27. September 2014 – Flensburg: „Das wichtigste ist etwas zu machen, man kann nichts verkehrt machen, außer man tut nix“, so lautet die wichtigste Botschaft von Dr. Nils Stegmann, die er und auch seine Kollegen in der vergangenen Woche im Flensburger CITTI-Park dutzende Male wiederholten. Es war die „Woche der Wiederbelebung“, zu der es auch in Flensburg diverse Aktionen gab. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache und nicht selten kann schnelles und richtiges Handeln von Ersthelfern Leben retten. Potentiellen Ersthelfern, und zu dem kann jeder von uns werden, zu erklären, was im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes zu tun ist, Ärzte aus den Flensburger Krankenhäusern, Helfer der Johanniter, des DRK, des Rettungsdienstes Promedica, der Flensburger Berufsfeuerwehr und des Malteser-Hilfsdienstes haben genau dies eine Woche lang getan. Unter anderem fand ein Reanimationstraining im Alten Gymnasium, der Goethe Schule und der Gemeinschaftsschule West statt, Fachkräfte der Hilfsorganisationen konfrontierten die Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrkräfte immer wieder mit einem Szenario, dem plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand.
Neben den Aktionen in den Schulen gab es unter der Woche im Citti-Park und am Samstag auf dem Holm einen Aktionsstand, wo interessierten Bürgerinnen und Bürgern in praktischen Beispielen so realistisch wie möglich das Thema Wiederbelebung näher gebracht wurde. Neben den freiwilligen Helfern und Ärzten an dem Aktionsstand war auch die kooperative Rettungsleitstelle Nord in Harrislee in die Aktionswoche eingebunden. Im Ernstfall kann der Disponent in der Rettungsleistelle eine wichtige Rolle bei der Reanimation überleben. Das Stichwort lautet „Telefonreanimation“. Hermann Lüdtke aus Glücksburg war am Freitag mit seiner Frau Sieglind im Flensburger Citti-Park zum Einkaufen als Dr. Nils Stegmann die beiden mit dem Thema Herz-Kreislauf-Stillstand konfrontierte. Sofort ließ sich das Ehepaar auf das Planspiel ein. Dr. Stegmann drückte Hermann Lüdtke sein Mobiltelefon in die Hand und forderte ihn auf: „Wählen Sie den Notruf 112, vor Ihnen ist gerade ein Mann zusammengebrochen, Puls und Atmung haben ausgesetzt“. Etwas überrascht, dass der Anruf tatsächlich in der Leitstelle landete, erläuterte Lüdtke dem Disponenten die Lage vor Ort.
Kurze Zeit später begann die Reanimation unter Anleitung der Leitstelle. „Machen Sie den Brustkorb frei, legen Sie den Ballen Ihrer Hand auf die Mitte der Brust, den Ballen Ihrer anderen Hand darüber. Verschränken Sie die Finger, halten Sie die Arme gerade und gehen Sie senkrecht mit den Schultern über den Druckpunkt, so können Sie viel Kraft aufwenden. Drücken Sie nun das Brustbein 5-6cm nach unten. Drücken Sie 100 bis 120 Mal pro Minuten und hören Sie nicht auf bis Hilfe eintrifft“, so die Anweisungen, die Dr. Nils Stegmann wiederholte. 10-15 Mal am Tag führten Stegmann und seine Kollegen gemeinsam mit der Leitstelle die Telefonreanimation in der vergangenen Woche vor.
Die Leitstelle ging am Telefon so gar noch einen Schritt weiter. „Rufen Sie um Hilfe, schicken Sie einen weiteren Ersthelfer in den Kassenbereich des CITTI-Marktes, dort hängt ein sogenannter AED, ein Defibrillator, lassen Sie diesen holen“. Im Flensburger Stadtgebiet wächst die Zahl der öffentlich verfügbaren Defibrillatoren stetig. Dutzende Geräte hängen an unterschiedlichen Standorten in der Stadt. AED – 3 Buchstaben die Leben retten, der schnelle Einsatz eines Defibrillators kann die lebensgefährlichen Herzrythmusstörungen, die in der Regel den plötzlichen Herztod verursachen, beheben. Sieglind Lüdtke holte am Freitag im CITTI-Park den AED und leitete so einen weiteren wichtigen Schritt der Wiederbelebung ein. Ausgepackt und eingeschaltet erklärt Ihnen der Automatisierte Externe Defibrillator genau wie sie weiter vorgehen müssen. Ein Gerät, welches jeder bedienen kann, verkehrt machen kann man auch hier nichts, das Gerät löst einen Elektroschock nur dann aus, wenn es ihn für notwendig hält. „Wenn es bei Ihnen in der Firma oder sogar bei Ihnen privat einen AED / Defibrillator gibt und dieser in der Leitstelle noch nicht gelistet ist, so bitten wir Sie uns dies mitzuteilen“, so Sabine Schult, Leiterin des Rettungsdienstes bei der Berufsfeuerwehr Flensburg, „je mehr AEDs der Leitstelle bekannt sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Disponent im Ernstfall die Ersthelfer zu einem AED in unmittelbarer Nähe zum Notfallort dirigieren kann“.
Bis zum Eintreffen von Rettungsdienst und Notarzt können Sie mit der Herzdruckmassage und, wenn vorhanden, mit dem AED dem Patienten das Leben retten. Wird nach einem Herzstillstand nicht innerhalb von fünf Minuten eine Herzdruckmassage durchgeführt, ist ein Überleben unwahrscheinlich. Je früher sie beginnen, desto besser. Umgekehrt: Die sofortige Herzdruckmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance. Somit sind gerade die ersten Minuten die entscheidenden, in Flensburg dauert es 10-12 Minuten bis der Rettungsdienst nach einem Notruf am Einsatzort eintrifft, in der Zwischenzeit sind Sie gefragt! Jeder von uns kann Ersthelfer werden und sein, retten Sie mit einfachen Handgriffen Leben, haben Sie keine Angst etwas verkehrt zu machen.
Hermann und Sieglind Lüdtke waren von der Aktion im CITTI-Park begeistert. „Ich war während meines Berufslebens im Betrieb Ersthelfer, aber das ist mittlerweile 17 Jahre her, in der Zeit hat man einiges vergessen und es hat sich auch viel bei der Reanimation verändert“, so Hermann Lüdtke. In der Tat gab es in den letzten Jahren immer mal wieder kleinere Änderungen, was den empfohlenen Ablauf bei einer Wiederbelebung angeht. So wird eine Mund-zu-Mund-Beatmung in Fachkreisen nicht mehr als unbedingt erforderlich gesehen. Die Herzdruckmassage, 100-120 Mal pro Minute, hat Priorität. Geschulte Helfer können im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchführen.
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Hier noch einmal eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte bei einer Wiederbelebung:
Wenn eine Person bewusstlos zusammenbricht sind drei Dinge wichtig:
1. PRÜFEN
- Sprechen Sie die Person an: „Hören Sie mich?“
- Schütteln Sie an den Schultern: Keine Reaktion?
- Achten Sie auf die Atmung: Keine Atmung oder keine normale Atmung (Schnappatmung)?
2. RUFEN
- Rufen Sie die 112 an. Oder veranlassen Sie eine andere Person zum Notruf!
3. DRÜCKEN
Drücken Sie fest und schnell. Beginnen Sie mit der Herzdruckmassage:
- Machen Sie den Brustkorb Freitag
- Legen Sie den Ballen Ihrer Hand auf die Mitte der Brust, den Ballen Ihrer anderen Hand darüber
- Verschränken Sie die Finger. Halten Sie die Arme gerade und gehen Sie senkrecht mit den Schultern über den Druckpunkt, so können Sie viel Kraft ausüben.
- Drücken Sie das Brustbein 5-6cm nach unten
- Drücken Sie 100-120 Mal pro Minute
- Hören Sie nicht auf, bis Hilfe eintrifft
- Geschulte Helfer sollten die Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu 2 Beatmungen durchführen
Weitere Infos auch auf: www.einlebenretten.de